Clin Res Cardiol 107, Suppl 3, October 2018

Gesamtgesellschaftlicher Stellenwert der Evolocumab-Therapie für Deutschland
P. Thienel1, M. Hatz2, C. Minartz1, G. Neubauer1, G. V. Michailov2, für die Studiengruppe: IfG
1Institut für Gesundheitsökonomik, München; 2Amgen GmbH, München;
Hintergrund
Kardiovaskuläre (KV) Erkrankungen stellen eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung dar. Trotz eines Rückgangs der kardiovaskulären Mortalität ist in den letzten Jahren eine Zunahme der nicht-tödlichen KV-Ereignisse zu verzeichnen. Diese führen zu einer hohen Krankheitslast, steigenden Behandlungskosten und weiteren gesellschaftlichen Verlusten, z.B. durch die verlorene Arbeitszeit betroffener Patienten. Die Vermeidung kardiovaskulärer Ereignisse durch den gezielten Einsatz von Evolocumab (Repatha®) bei Patienten mit sehr hohem KV-Risiko kann diese Krankheitslast und die gesellschaftlichen Verluste reduzieren.

Ziele
Das Ziel dieser Studie ist es, die Anzahl an vermeidbaren nicht-tödlichen Myokardinfarkten (MI), Schlaganfällen und elektiven koronaren Revaskularisierungen (ecR) durch eine Evolocumab-Therapie auf Bevölkerungsebene zu berechnen und die hiermit verbundenen vermeidbaren Kosten für Krankenversicherung, Wirtschaft und Gesellschaft (Social Impacts) zu bestimmen.

Methode

Auf Basis der in der FOURIER-Studie beobachteten relativen Risikoreduktion wurde die Anzahl an vermeidbaren nicht-tödlichen MI, Schlaganfällen und ecR für einen konservativ gewählten Zeitraum von drei Jahren berechnet. Anschließend wurde eine Population mit sehr hohem KV-Risiko anhand der Einschlusskriterien der FOURIER-Studie definiert und mit Hilfe der IQVIA Disease Analyzer Datenbank auf die Deutsche Gesamtpopulation hochgerechnet. Auf Basis der errechneten Gesamtzahl an vermeidbaren KV-Ereignissen bzw. Revaskularisierungen wurden anschließend die hierdurch vermeidbaren direkten medizinischen Behandlungskosten (stationär, ambulant, Rehabilitation und Pflege), die indirekten Kosten (z.B. Arbeitsausfall der Patienten) und die vermeidbaren Einbußen bei Einkommenssteuer, Sozialversicherungsbeiträgen (SV) und privaten Haushalten ermittelt.

Ergebnisse
Für Deutschland konnte eine Anzahl von insgesamt 262.609 Patienten mit sehr hohem KV-Risiko ermittelt werden, die den Kriterien der FOURIER-Studie entsprachen. Durch den Einsatz von Evolocumab würden in dieser Population insgesamt 6.696 Ereignisse (3.738 MI, 1.278 Schlaganfälle, 1.680 ecR) innerhalb von drei Jahren vermieden werden. Durch die Vermeidung der daran geknüpften direkten, indirekten Kosten und fiskalischen Verluste würden insgesamt ca. 331 Mio. € eingespart werden.


Tabelle1: Zusammenfassung der Social Impacts von Repatha®

Vermeidbare gesundheitliche Effekte als                                   Fälle
-Myokardinfarkte                                                                   3.738
-Schlaganfälle                                                                       1.278
-elektive koronare Revaskularisierungen                                  1.680

Vermeidbare sozioökonomische und fiskalische Kosten als 
-direkte Behandlungskosten                                                   102.957.003 €
-Pflegekosten                                                                          72.789.671 €
-Produktionsausfälle                                                                72.237.183 €

-Ausfälle bei Haushaltsproduktion und Ehrenamt                       67.932.848 €
-Ausfälle bei der Einkommensteuer                                            5.128.428 €
-Ausfälle bei den SV-Beitragseinnahmen                                     9.606.650 €

Summe:                                                                               330.651.783 €

Schlussfolgerung
Durch die erstmalige Berechnung der Social Impacts von Evolocumab in Deutschland wird deutlich, dass der Nutzen dieser innovativen Therapie in der Vermeidung belastender KV-Ereignisse und der Verbesserung der daran geknüpften gesamtgesellschaftlichen Belastung liegt. Durch den Einsatz von Evolocumab zusammen mit einer maximal tolerierbaren Statintherapie ist erstmalig eine effektive Behandlung der Atherosklerose bei Patienten mit sehr hohem KV-Risiko möglich, die aufgrund ihrer gesamtgesellschaftlichen Tragweite besondere Beachtung verdient.


http://www.abstractserver.de/dgk2018/ht/abstracts//P567.htm