Clin Res Cardiol 107, Suppl 3, October 2018

Pathologisches EKG eines Neugeborenen bei mütterlicher Citalopram- und Amitriptylin-Therapie
H. Seyfert1, V. Bohlscheid1, J. Kaddatz1, für die Studiengruppe: DBKNB
1KKH Demmin , Demmin;
Einleitung:
Der neugeborene Junge zeigte keine klinischen Auffälligkeiten. Die echokardiographische Untersuchung ergab keinen pathologischen Befund. Die routinemäßig erhobenen Laborparameter waren unauffällig, insbesondere Elektrolytveränderungen bestanden bei dem Neugeborenen nicht. Die Mutter des Kindes wurde wegen einer Depression mit Citalopram und Amitriptylin behandelt.
Im EKG fand sich eine ausgeprägte Bradykardie mit Frequenz 60/' und H. a. atriale Extrasystolie (Abb. 1). Bei Kontrolle zeigte sich ein Bigeminus bei klinisch unverändertem Bild. Im Verlauf (Abb. 2; Tag 2) zeigte sich eine mäßig ausgeprägte Sinusarrhythmie mit mittlerem PP-Intervall von 580 ms mit 2:1-Überleitung, einzelnen verbreiterten Kammerkomplexen, dtl. ST-Streckenveränderungen und QTc-Invervallen zwischen 504 und 512 ms. Bei (x) P-Welle in der ST-Strecke. Bei Kontrolle im Tagesverlauf waren die EKG-Veränderungen rückläufig. Bei einer späteren Routine-Kontrolle nach Beendigung der o. e. antidepressiven Therapie zeigte sich ein normalisiertes EKG.
Diskussion:
Für Citalopram und Amitriptylin ist Milchgängigkeit bekannt. Medikamentenspiegel bei den brusternährten Kindern sollte die relative kindliche Medikamentendosis < 10% der mütterlichen gewichtsadaptierten Dosis nicht übersteigen. Bei Citalopram können höhere Werte erreicht werden  [1]. Zu den QT-Zeit verlängernden Medikamenten zählen u. a. Amitriptylin, dessen Wirkung auf einer Inhibierung des Ikr-Kanals beruht [2] und Citalopram (QTc-Verlängerung und Torsades des Pointes; [3]). Mit der Verlängerung der QT-Zeit steigt das Risiko der Entwicklung einer Torsades des Pointes-Tachykardie und des plötzlichen Herztodes. Für einen maternalen Lupus mit konsekutiver anti-SSA/Ro-SSB/La antikörperassoziierter AV-Blockierung [4], eine von von [5] nicht bestätigte Beobachtung, gab es keinen Hinweis. Ethnizität-assoziierte Natrium-Kanal-Varianten [6] waren nicht zu berücksichtigen.
Schlussfolgerung:
Bei Neugeborenen von Müttern unter antidepressiver Therapie ist die routinemäßige EKG-Kontrolle unerlässlich, um ggf. ein durch Antidepressiva  begünstigtes Risiko für maligne kardiale Arrhythmien/plötzlichen Herztod frühzeitig zu erkennen und um entsprechende therapeutische Konsequenzen (Abstillen, Intensiv-Überwachung) ziehen zu können. 
Zur raschen Orientierung sei z. B. auf www.motherisk.org hingewiesen

Literatur:
[1] Chad L, et al. Motherisk Update 2013: 633
[2] Fanoe S et al. Review. Eur Heart J 2014: 1306
[3] Beach SR, et al. J Clin Psychiatry 2014: e441
[4] Askanase AD, et al. Lupus. 2002: 145
[5] Costedoat-Chalumeau, N. et al. Arthritis & Rheumatism 2004; 3187
[6] Ackermann MJ, et al. Heart Rhythm 2004: 600


Danksagung: Frau CÄ Dr. U. Teichmann, Abt. für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kreiskrankenhaus Demmin, für die Überlassung der EKGs

http://www.abstractserver.de/dgk2018/ht/abstracts//P521.htm