Clin Res Cardiol 107, Suppl 3, October 2018

Pharmakologische Interaktion des rezeptfreien Analgetikums Propyphenazon mit der Plättchenhemmung durch Acetylsalicylsäure
M. Tienken1, S. Twarock1, T. Hohlfeld1
1Institut für Pharmakologie und Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf;
Hintergrund: Vorarbeiten haben gezeigt, dass das Pyrazol-Analgetikum Metamizol in klinisch relevanter Konzentration mit der Hemmung der thrombozytären Thromboxansynthese und Aggregation durch Acetylsalicylsäure (ASS) interferiert. Dies beruht wahrscheinlich auf Konkurrenz am aktiven Zentrum der thrombozytären Cyclooxygenase (COX-1).
Ziele: Wir untersuchten, ob eine entsprechende Interaktion auch das in Deutschland rezeptfrei erhältliche, als "Zahnschmerztabletten" angebotene Analgetikum Propyphenazon (Propy) betrifft.
Methodik: An thrombozytenreichem Plasma gesunder Spender wurden durch Zusatz von Arachidonsäure (Ara, 1 mM) Thromboxansynthese (TXB2, Immunoassay) und Aggregation (Lichttransmissionsaggregometrie) induziert und deren konzentrationsabhängige Hemmung in vitro durch ASS (0-100 µM) in Kombination mit Propyphenazon (0-100 µM) bestimmt. Darüber hinaus wurde untersucht, ob Propyphenazon mit der Arachidonsäure (1 mM) -induzierten thrombozytären P-Selektinexpression interferiert (Durchflusszytometrie).
Ergebnisse: ASS (30 µM) allein hemmte die Ara-induzierte Aggregation vollständig (100%). In Gegenwart von Propy (0.3-30 µM) wurde die plättcheninhibitorische Wirkung von ASS demgegenüber signifikant abgeschwächt (37±15%, p<0.05 vs. ASS allein). Propy interferierte ebenfalls signifikant mit der Hemmung der Kollagen (2 µg/ml)-induzierten Plättchenaggregation durch ASS (ASS: 100±0%, ASS+1 µM Propy: 50±13%, p<0.05). Die Interaktion betraf, ebenfalls statistisch signifikant, die Ara- und Kollagen-induzierte Thromboxansynthese. Mit der Thrombozytenhemmung durch  Antagonisierung am Thromboxanrezeptor (Ramatroban) war keine Interaktion nachweisbar, was mit einer Arzneimittelinteraktion durch Konkurrenz zwischen ASS und Propyphenazon an der thrombozytären COX-1 vereinbar ist. Propyphenazon allein bewirkte in höheren Konzentrationen (IC50 jeweils um 30 µM) eine reversible Hemmung der Ara- und Kollagen-induzierten Aggregation. Die Ara-induzierte P-Selektinexpression wurde durch ASS und Propy inhibiert, jedoch konnte hier keine Interaktion beobachtet werden.
Schlussfolgerung: Das in Deutschland rezeptfrei erhältliche Analgetikum Propyphenazon interferiert, vergleichbar mit verschiedenen NSAID-Analgetika und Metamizol, mit der Plättchenhemmung durch ASS im Sinne einer unerwünschten Arzneimittelinteraktion. Bei kombinierter Anwendung von ASS und Propyphenazon kann eine unvollständige und unzureichende Plättchenhemmung durch ASS resultieren.

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