Clin Res Cardiol 106, Suppl 2, October 2017

Überleben nach außenklinischer Reanimation – Kann die arterielle Blutgasanalyse bei der Prognoseneinschätzung betroffener Patienten helfen?
I. von Auenmüller1, M. Christ1, W. Dierschke1, M. Brand1, H.-J. Trappe1
1Med. Klinik II, Kardiologie u. Angiologie, Marienhospital Herne, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum, Herne;

Einleitung

Der plötzliche Herztod ist eine der häufigsten Todesursachen in Europa und eine frühe Einschätzung der Prognose stellt im klinischen Alltag eine große Herausforderung dar.
Zielsetzung

Ziel dieser Studie war es zu prüfen, inwiefern die Parameter der ersten innerklinisch gewonnenen arteriellen Blutgasanalyse (BGA) mit dem Überleben von Patienten nach außerklinischem Herz-Kreislauf-Stillstand korrelieren.

Methoden

In dieser retrospektiven, monozentrischen Studie wurden alle Patienten eingeschlossen, die in den Jahren 2008 bis 2013 nach außerklinischer Reanimation in Folge eines Herz-Kreislauf-Stillstandes stationär aufgenommen wurden. Das Überleben bis zur Krankenhausentlassung definierte den primären Studienendpunkt.

Zur statistischen Analyse wurden Mittelwert, Standardabweichung, t-Test, Chi-Quadrat-Test und logistische Regression angewendet (Signifikanzniveau p < 0,05). Die Cut-Off-Werte der BGA-Parameter basieren auf den Grenzwerten früherer Studien. Anhand der multivariaten Regressionsanalyse wurde untersucht, ob die BGA-Parameter nach Adjustierung durch potentielle Confounder eine unabhängige Assoziation mit der Mortalität betroffener Patienten aufweisen.

Mittels ROC-Kurven-Analyse wurden anhand des bestehenden Patientenkollektivs neue Grenzwerte für die BGA-Parameter ermittelt.
Ergebnisse

Bei 170 Patienten (mittleres Alter: 68,7 Jahre) wurde nach außerklinischer Reanimation eine arterielle BGA abgenommen. 110 Patienten (64,7 %) verstarben innerklinisch.

In der univariaten Analyse zeigte sich, dass ein Sauerstoffpartialdruck (pO2) < 60mmHg (OR 5,93; 95%-KI 1,69-20,78; p = 0,005), ein pH-Wert < 7,0 (OR 4,50; 95%-KI 1,87-10,82; p = 0,001), ein Laktatwert > 5,0 mmol/l (OR 5,77; 95%-KI 2,60-12,77; p < 0,001), ein Kohlendioxidpartialdruck  (pCO2) > 50 mmHg (OR 5,03; 95%-KI 2,41-10,50; p < 0,001) und ein Bikarbonatwert < 21 mmol/l (OR 3,00; 95%-KI 1,33-6,72; p = 0,008) signifikant mit einer erhöhten Mortalitätsrate assoziiert waren.

Nach Adjustierung der Kovariate in der multivariaten Analyse zeigten Laktatwerte > 5,0 mmol/l (OR 4,03; 95%-KI 1,60-10,13; p = 0,003) und pCO2-Werte > 50 mmHg (OR 3,00; 95%-KI 1,24-7,24; p = 0,015) eine unabhängige Korrelation mit einer erhöhten Mortalität. Abb.1 und  Abb.2 zeigen die Mortalitätsraten bei Laktatwerten >5 mmol/l und pCO2-Werten > 50 mmHg.

In der ROC-Kurven-Analyse ergab sich für Laktat ein Grenzwert von 5,05 mmol/l und für pCO2 ein Grenzwert von 49,05 mmHg.

Diskussion:

Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass mehrere Parameter der ersten arteriellen BGA mit dem Überleben von Patienten nach außerklinischer Reanimation korrelieren. Die größte Relevanz für die Abschätzung der Prognose betroffener Patienten besitzen der Laktatwert und der pCO2, da sie eine starke und zudem unabhängige Assoziation mit erhöhten Mortalitätsraten aufweisen. Die anhand unseres Patientenkollektivs ermittelten Grenzwerte für Laktat und pCO2 sind fast identisch mit den in der Literatur beschriebenen Grenzwerten, was für eine allgemeine Verwendbarkeit spricht. Sie können weiterführenden Studien als Grundlage für die Kategorisierung des Patientenkollektivs dienen.

Trotz der gezeigten Korrelationen ist jedoch kein einzelner BGA-Parameter ausreichend, um eine eindeutige,  frühe Prognose zu erlauben. Es sollten immer auch andere bekannte prognostische Parameter sowie das klinische Gesamtbild miteinbezogen werden. Dabei stellen die BGA-Parameter eine wertvolle Ergänzung zu den bereits bekannten Prognosefaktoren dar.

 

 


http://www.abstractserver.de/dgk2017/ht/abstracts//PP188.htm