Clin Res Cardiol 106, Suppl 2, October 2017 |
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Tachykardiomyopathie – Einblicke in reversible Mechanismen der Herzinsuffizienz | ||
D. Heinzmann1, K. A. L. Müller1, K. Klingel2, R. Kandolf2, A. Kilias3, O. Borst1, J. Kumbrink4, T. Kirchner4, H. Langer1, T. Geisler1, J. Schreieck1, M. Gramlich1, M. Gawaz1, P. Seizer1 | ||
1Innere Medizin III, Kardiologie und Kreislauferkrankungen, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen; 2Molekulare Pathologie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen; 3Medizinische Klinik II, Kardiologie, Angiologie u. Intern. Intensivmedizin, Karl-Olga-Krankenhaus, Stuttgart; 4Pathologisches Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München, München; | ||
Hintergrund:
Die Therapie nichtischämischer Kardiomyopathien ist eine Herausforderung im
klinischen Alltag, da die zugrundeliegenden Mechanismen vielfältig und kausale
Therapien nur selten etabliert sind.
Unsere Arbeitsgruppe hat kürzlich histopathologische
Charakteristika bei Patienten mit Tachykardiomyopathie (TCM) identifiziert, die
einen Einblick in reversible Mechanismen der Herzinsuffizienz geben. TCM war dabei
durch Makrophagen-dominierten Inflammation mit mäßiger Fibrosierung des
Myokards gekennzeichnet. Weiterhin zeigte sich hinsichtlich des
Energiemetabolismus eine Umverteilung der Mitochondrien innerhalb der Kardiomyozyten
sowie eine Regulation wichtiger Energietransporter. Im Myokard von Patienten
mit TCM wiesen Kardiomyozyten zudem eine Zunahme des Durchmessers sowie dessen Varianz
auf.
Wir haben in der vorliegenden Studie Mechanismen
untersucht, die an diesen strukturellen Veränderungen beteiligt sein könnten
und damit reversible Herzinsuffizienzmechanismen darstellen könnten.
Methoden: Myokardbiopsien von 33 Patienten mit neu diagnostizierter nicht-ischämischer, nicht-valvulärer Herzinsuffizienz und einer hochgradig reduzierten linksventrikulären Ejektionsfraktion wurden untersucht. TCM (n=13) wurde dabei anhand publizierter Kriterien retrospektiv diagnostiziert und mit dilatativer (DCM, n=10) bzw. inflammatorischer (ICM, n=10) Kardiomyopathie verglichen. Hierfür wurde RNA aus formalinfixiertem Gewebe des rechtsventrikulären Septums isoliert und mittels nCounter miRNA Technology analysiert. Ergebnisse: In einer ausgedehnten Analyse verschiedener Cytokine zeigten insbesondere IFNg sowie IL-5 eine deutlich geringere Expression bei Patienten mit TCM im Vergleich zu Patienten mit ICM (IFNg: TCM: 0.014 ± 0,0026 vs. ICM: 0.023 ± 0.0022, p<0.05; IL-5: TCM: 0.0074 ± 0.0014 vs. 0.015 ± 0.0021, p<0.01). Zur Aufrechterhaltung der Energieversorgung sind Fusions- und Fissionsvorgänge von Mitochondrien von großer Bedeutung. Mfn1 und Mfn2 wurden dabei als zentrale Mediatoren mitochondrialer Fusion identifiziert. Die Expression beider Proteine zeigte sich bei Patienten mit TCM signifikant höher als bei Patienten mit DCM (TCM: 0.18 ± 0.012 vs. 0.13 ± 0.012, p<0.05), während keine Unterschiede bei verschiedenen fissionsrelevanten Proteinen gezeigt werden konnten. In Bezug auf myokardiale Hypertrophie zeigte sich C1q-TNF-related protein-9 (CTRP9) als Hypertrophie-induzierender Faktor bei Patienten mit TCM deutlich stärker exprimiert als bei Patienten mit ICM (TCM: 0.0089 ± 0.0015 vs. ICM: 0.015 ± 0.0023, p<0.05). Zusammenfassung: In der Gruppe der nicht-ischämischen Kardiomyopathie bietet die TCM durch ihren weitgehend reversiblen Charakter eine einzigartige Perspektive auf reversible Dysregulationsvorgänge des Myokards, die zu ausgeprägter Herzinsuffizienz führen können. Wir geben erste tiefergehende Einblicke in mechanistische Veränderungen dieses klinisch definierten Patientenkollektivs mit guter Prognose. |
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http://www.abstractserver.de/dgk2017/ht/abstracts//PP183.htm |