Clin Res Cardiol 106, Suppl 2, October 2017

Transfemorale Bergung einer akzidentiell intravasal verbliebenen Rekanalisations-Schleuse mittels Lasso-Katheter und Angioplastie-Ballon nach Sondenexplantation
A. Reinhardt1, K. Langes1, J. Siebels1, G. Buchwalsky1
1Elektrophysiologie Bremen, Bremen;

Einleitung
Rekanalisations-Schleusen (Sheaths) zur Befreiung von fibrotischen Adhäsionen intravasal gelegener Schrittmacher- und Defibrillatorelektroden werden in einigen Implantationszentren als Alternative zur Laserextraktion verwendet. Dabei kommen unterschiedliche Größen zur Anwendung. Diese lassen sich bei Bedarf mittels Teleskoptechnik aufeinander stecken, um besonders schwere und weit distal gelegene Verwachsungen zu lösen. 

Bei Anwendung dieser Technik ist es im Rahmen einer Elektrodenrevision einer Single-Coil Defi-Elektrode zu einem Verbleib eines Sheaths (Byrd Dilator Sheath Telescoping Polypropylene® 10 French, Cook Medical) im intravasalen Lumen gekommen, nachdem die durch starke Fibrosierungen adhärente Elektrode erfolgreich mobilisiert und mittels Lasso-Katheter transfemoral entfernt werden konnte. Aufgrund der geringen Röntgendichte blieb das intravasale Verbleiben zunächst unbemerkt. Bei der postoperativen Zählung der Instrumente fiel das Fehlen eines der paarweise in unterschiedlichen Größen gelieferten Sheaths nicht auf, da diese bis zu diesem Ereignis nicht gezählt wurden. Nach unauffälligem postoperativen Verlauf, erfolgte am dritten postoperativen Tag die Entlassung. Nach acht Wochen erfolgte die Wiederaufnahme in einem anderen Klinikum bei stichartigem Missempfinden im Bereich der rechten Leistenregion sowie, meist zeitgleich, in der rechten Jugulargrube. Eine daraufhin durchgeführte Computertomographie des Thorax zum Ausschluss einer Lungenarterienembolie zeigte einen Fremdkörper im Hohlvenensystem, der letztlich als Sheath identifiziert werden konnte. Hinweise auf eine Perforation fanden sich nicht (Bild 1).

 

Methoden

Zur Vermeidung eines offen chirurgischen, ggf. sogar Mehrhöhleneingriffes zur Bergung des Sheaths, wurden in beide Vv. fem. com. mittels Seldinger-Technik 10 F Schleusen eingebracht. Hierüber konnte zunächst das Sheath mittels Lasso-Katheter (Lassos® 45°, Osypka) über die links liegende Schleuse fixiert werden. Anschließend erfolgte mittels Terumo-Draht (Radifocus® Guidewire M Stiff Type) die Sondierung des Sheathlumens über die rechte Schleuse. Zur erneuten Fixierung erfolgte das Einbringen eines 2. Lasso-Katheters über den liegenden Terumodraht auf das Sheath. Zur Vermeidung einer weitreichenden Gefäßverletzung bei der Bergung des scharfkantigen Sheaths, wurde ein 8mm/8cm Angioplastie-Ballon (Admiral Xtreme®, Medtronic) über den liegenden Draht bis in das Lumen des Sheaths vorgebracht. Nach Dilatation des Ballons zur Hälfte im Bereich der proximalen Sheathspitze (Bild 2) konnte das Sheath mittels Lasso-Katheter ohne Verletzung des Gefäßsystems in toto aus der Punktionsstelle in der Leiste geborgen werden (Bild 3). Der weitere stationäre Aufenthalt verlief komplikationslos, sodass der Patient wenige Tage später entlassen werden konnte.

 

Zusammenfassung
Dieser Fall belegt, dass auch große akzidentiell intravasal verbliebene Fremdkörper, wie zum Beispiel Sheaths komplikationslos mittels Lasso-Katheter eingefangen und über einen transfemoralen Zugangsweg extrahiert werden können. Mangelhaft bleibt weiterhin die bei den Herstellern bereits häufig angemahnte geringe Röntgendichte der aktuell erhältlichen Sheaths, die eine Visualisierung mittels herkömmlicher Röntgenanlagen deutlich erschwert.  Aus Sicht des Fehlermanagements macht dieser Fall deutlich, das eine Zählung und Dokumentation aller intraoperativ verwendeten Materialien essentiell zur Vermeidung von Komplikationen ist.


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