Clin Res Cardiol 106, Suppl 2, October 2017 |
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Der radiale Gefäßzugang schützt vor Kontrastmittel-induziertem Nierenversagen nach Herzkatheter | ||
M. Luedemann1, T. Feldkamp2, M.-E. Spehlmann1, J. Gänsbacher1, A. Bajrovic1, H.-J. Hippe1, U. Kunzendorf2, N. Frey1, M. Lüdde1 | ||
1Innere Medizin III (Schwerpunkt Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin), Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Kiel, Kiel; 2Innere Medizin IV, Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Campus Kiel, Kiel; | ||
Hintergrund: Kontrastmittel- induziertes Nierenversagen ist ein häufiges Phänomen, das für über 10 % aller Fälle von akutem Nierenversagen (AKI) im Krankenhaus verantwortlich ist. Protektive Maßnahmen wie Gabe von Acetylcystein oder Hydrierung vor Herzkatheter haben bisher keine klare Wirksamkeit gezeigt. Es wird vermutet, dass bei radialem Zugang weniger Fälle von akutem Nierenversagen auftreten als nach Herzkatheter via Arteria Femoralis. Methoden und Ergebnisse: In einer retrospektiven Analyse wurden 2937 Patienten untersucht, die zwischen Januar 2012 und Januar 2015 eine Herzkatheteruntersuchung in unserer Klinik erhalten hatten. Bis 2013 wurden Herzkatheteruntersuchungen in unserer Klinik primär über die Arteria Femoralis durchgeführt, danach primär via Arteria radialis. Im untersuchten patientenkollektiv war bei 1141 Patienten der Radials-Zugang gewählt worden, bei 1796 Patienten der Femoraliszugang. Beide Gruppen unterschieden sich nicht signifikant bezgl. des Durchschnittsalters, Body Mass Index, der Nierenfunktion und der Menge des eingesetzten Kontrastmittels. Insgesamt 400 (13,6%) der Patienten entwickelten innerhalb 72 h nach Herzkatheter ein akutes Nierenversagen (davon 85,3% ein AKI Grad 1; 12,75% Grad 2, 0,02% Grad 3). In der Gruppe der Patienten mit Radialiszugang traten signifikant weniger Fälle von akutem Nierenversagen auf als in der Gruppe mit Femoraliszugang (10,1% vs. 15,9%). In der Subgruppe von Patienten mit vorbestehender Niereninsuffizienz zeigte sich ebenfalls ein Vorteil des radialen Zugangs (Rate an AKIs: 20,25% vs.30% nach femoralem Zugang). Eine Multivariate Regressionsanalyse zeigte, dass eine vorbestehende Niereninsuffizienz (odds ratio (OR): 3,28; P<0,001) ein akutes Koronarsyndrom (OR 1,91; P<0,01) sowie vorbestehende Herzinsuffizienz (OR 1,36;P<0,01) wichtige Risikofaktoren für das Auftreten eines AKI waren, das Patientenalter (OR 1,028;P<0,01) und die Menge des eingesetzten Kontrastmittels (OR 1,01;P<0,01) hatten nur einen schwachen Einfluss. In dieser Analyse zeigte sich vor allem eine signifikante Risikoreduktion durch den radialen Gefäßzugang (OR 0,63; P<0,001). Diese Risikoreduktion war auch bei Patienten mit bereits vorbestehender Niereninsuffizienz nachweisbar. In der Subgruppe von Patienten mit vorbestehender Niereninsuffizienz zeigte sich ebenfalls ein Vorteil des radialen Zugangs (Rate an AKIs: 20,25% vs.30% nach femoralem Zugang, OR 0,59). Besonders deutlich zeigte sich die Überlegenheit des radialen Zugangs bei der Subgruppe der Patienten mit akutem Koronarsyndrom (Rate an AKIs 13,1% vs. 23,6 % in der Femoralisgruppe, OR für radialen Zugang: 0,52). Die bekannte Überlegenheit des radialen Zugangs im akuten Koronarsyndrom bezüglich Morbidität und Mortalität könnte durch den hier gezeigten Vorteil eines verringerten AKI-Risikos mitbedingt sein. Zusammenfassung: Wir konnten zeigen, dass nach Herzkatheter via Radialiszugang signifikant weniger Fälle von akutem Nierenversagen auftreten als nach femoralem Herzkatheter. Dieser Zugang sollte insbesondere bei Risikopatienten bevorzugt werden. |
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http://www.abstractserver.de/dgk2017/ht/abstracts//P555.htm |