Problemstellung:
Adipositas
ist inzwischen global endemisch, nimmt weiterhin zu und muss v.a. aufgrund
ihrer gravierenden Folgemorbidität und –mortalität interveniert werden. In Deutschland
sind ca.15 % der untersuchten Kinder und Jugendlichen übergewichtig (n. AGA),
6,3 % davon adipös, mit Zunahme v.a. der extremen Adipositas (KIGGS Daten).
Risikofaktoren persistieren, werden in das Erwachsenenalter mitgenommen
(Tracking-Phänomen).
Methode: Wirksamkeit der Sport und
Bewegungstherapie bei adipösen Kindern und Jugendlichen im Rahmen eines
mindestens 4-6 wöchigen Rehaaufenthaltes.
Ergebnis: Zur Beurteilung
der Leistungsfähigkeit wird in den ersten Tagen nach Anreise ein 6 min-Lauftest
durchgeführt. Daraufhin werden die Patienten in Leistungsgruppen eingeteilt.
Ein Wechsel innerhalb der Leistungsgruppen ist im weiteren Rehaverlauf möglich,
in höhere wird gefördert. Ein zweiter Lauftest findet in der Abreisewoche
statt.
Übergeordnetes
Ziel:
Ziel der Sporttherapie ist es den Teufelskreis aus reduzierter Leistungsfähigkeit,
Misserfolgserlebnissen, Frusttrationen verbunden mit Ängsten, Rückzug zur
Inaktivität zu durchbrechen. Den Patienten wird ein umfangreiches Sportprogramm
angeboten.
Funktionelle und motorische Ziele der Sporttherapie:
- Verbesserung der motorischen Fähigkeit (Ausdauer, Koordination, Kraft)
- Steigerung des Energieumsatzes durch körperlichen Aktivitäten und Erhöhung/Erhalt
des Ruheumsatzes trotz Gewichtsabnahme
- Verletzungsprophylaxe
Psychosoziale
Ziele:
-
Positives Erleben von Sport/körperlicher Aktivität
- Abbau von körper- und bewegungsbezogenen Ängsten
- Schulung von Selbstwahrnehmung, Körperwahrnehmung, Selbstkontrolle
- Förderung der sozialen Interaktion
- Therapiemotivation steigern
- Schulung von Selbstwirksamkeit, etc..
Zur
Umsetzung dieser Ziele werden folgende sporttherapeutische Einheiten
unterrichtet/angeboten:
- Sportspiele (Spiel und Spaß im
Vordergrund, Regelverständnis)
- Ausdauersport (Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit)
- Schwimmen (Verbesserung der Schwimmtechnik, Steigerung der
Ausdauerleistungsfähigkeit)
- Geführte Wanderung (Verbesserung der Ausdauer, Naturerlebnis)
- Haltung- und Krafteinheit (Ausgleich muskulärer Dysbalancen)
- Wassergymnastik (Kraft- und Koordinationsschulung)
- Bouldern (Darstellung Kraft-Gewichtsverhältnis)
- Skilanglauf (Verbesserung der Koordination, Naturerleben, Erleben/Erlernen
einer neuen Disziplin)
- Boxen (Koordination und Kraft)
- Mototherapie
-
Adipositasschulung bezogen auf Sporttheorie (Energiebilanz, Bewegungspyramide,
Puls, Gelenkschutz, Sportprogramm für zu Hause).
Konklusion:
Insgesamt
kommen 10 Stunden Sporttherapie pro Woche zur Anwendung.
Weitere 6 Stunden finden im Rahmen der Gruppenpädagogik statt.
Deutlich wird die Verbesserung der Ausdauerleistung beim 6 min-Lauftest vor
Abreise: So konnten sich 2015 die adipösen Kinder und Jugendlichen um mindestens 12,1 %
verbessern, bei längerem Aufenthalt und extremer Adipositas bei Aufnahme,
sogar um >40%. Auch kleine Verbesserungen der motorischen
Leistungen werden vom Therapeuten wahrgenommen und belobigt. Die mit Steigerung
der körperlichen Leistungsfähigkeit verbundene Verbesserung des Selbstwert- und
Lebensgefühls ist wesentliche
Motivationshilfe um auch zukünftig einen gewissen Trainingsfleiß zu etablieren.
Sport- und Bewegungstherapie sind wesentlicher Bestandteil der Adipositastherapie,
in der Akutbehandlung, v.a. aber in der Nachhaltigkeit, in der Erziehung zu
einem lebenslangen gesunden Lebensstil.