Clin Res Cardiol 106, Suppl 2, October 2017

Vorhofflimmern: Versorgungsalltag von Patienten unter VKA in Deutschland — Time in Therapeutic Range
S. Krupka1, A. Hoffmann1, T. Schönfelder1, für die Studiengruppe: Review
1IGES, Berlin;
Hintergrund: Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) weisen im Vergleich zu Patienten ohne VHF ein erhöhtes Schlaganfallrisiko auf. Zur Prävention von Schlaganfällen bei VHF ist die orale Antikoagulation (OAK) die Therapie der Wahl. Hierfür stehen Vitamin-K-Antagonisten (VKA) und direkte orale Antikoagulantien zur Verfügung. Um eine effektive Schlaganfallprävention von Patienten mit VHF zu gewährleisten, wird bei der Behandlung mit VKA eine TTR (time in therapeutic range) > 70% im INR-Zielbereich von 2,0-3,0 angestrebt. Internationale Studien zeigen, dass der Anteil der Patienten in diesem Zielbereich häufig niedriger ist, jedoch bestehen geografische Unterschiede. Insbesondere Deutschland scheint zu den Ländern zu zählen, die eine hohe TTR nahe des Zielbereichs im Versorgungsalltag aufweisen. Allerdings wurden Studiendaten zur Güte der OAK in der deutschen Versorgungspraxis bislang nicht systematisch erfasst. Fragestellung: Ziel dieser Untersuchung war die Analyse der Güte der OAK unter VKA bei Patienten mit Vorhofflimmern im deutschen Versorgungsalltag. Methode: Es wurde ein systematisches Review erstellt. Relevante Forschungsliteratur wurde mittels Datenbanken (MEDLINE, Embase) und einer Handrecherche identifiziert. Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien und vergleichende sowie nicht-vergleichende Beobachtungsstudien, die Daten zur TTR (der INR) einer deutschen Patientenpopulation darstellten. Die Selektion und methodische Bewertung der Studien wurde anhand zuvor festgelegter Kriterien und standardisierter Checklisten von zwei Reviewern unabhängig voneinander vorgenommen. Ergebnisse: Insgesamt berichteten 14 Studien die TTR für deutsche Patienten. Die Studiendaten zeigen eine hohe Heterogenität hinsichtlich der untersuchten Populationen und Outcomes. Die TTR lag zwischen 56,0% und 79,2%. In nur drei Studien wurde eine TTR von ≥ 70% erreicht, in neun Studien lag die TTR zwischen 60% und 70% und in zwei Studien war diese < 60%. Die Studien, die TTR-Werte ≥ 70% berichteten, basierten auf Registerdaten und analysierten Patientenpopulationen, die sich vornehmlich in fachärztlicher Behandlung durch Kardiologen befanden. Bei Patienten, die durch ihren Hausarzt behandelt wurden, lag die TTR zwischen 58,5% und 67%. Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse des Reviews zeigen, dass der Zielbereich der TTR von 70 % von den meisten Patienten unterschritten wird. Die TTR im deutschen Versorgungsalltag ist in der überwiegenden Mehrzahl mit TTR-Werten aus internationalen Studien vergleichbar. 
 

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