Zielsetzung:
In Anbetracht des niedrigen chronischen Thromboembolierisikos
bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern (VHF) und CHA2DS2-VASc-Score
< 2 sollte geklärt werden, wie häufig ein routinemäßig durchgeführtes TEE vor
geplanter Kardioversion (KV) in diesem Kollektiv zu einem Thrombusnachweis führt
und damit sinnvoll erscheint.
Methodik:
Unter allen Patienten, die in unserer Klinik zwischen
2006 – 2016 ein TEE vor geplanter Kardioversion erhielten, fanden sich 205 mit
einem CHA2DS2-VASc-Score < 2. Diese 205 Patienten wurden charakterisiert
hinsichtlich Thrombusnachweis, demographischer Daten, individueller
Risikofaktoren und antithrombotischer Behandlung.
Ergebnisse:
Einen CHA2DS2-VASc-Score von 0 bzw. 1
hatten 90 (44%) bzw. 115 (56%) der Patienten. Häufigster Risikofaktor war die
arterielle Hypertonie (50%). Mehrheitlich (72%) wurde eine 4-wöchige Antikoagulation
nach KV empfohlen. Kein Patient mit CHA2DS2-VASc-Score 0 hatte einen relevanten
TEE-Befund. Bei nur 1 von 115 Patienten mit CHA2DS2-VASc-Score von 1 ergab sich
ein Thrombusverdacht. Allerdings lag hier eine dilatative Kardiomyopathie mit
hochgradig reduzierter LV-Funktion (EF < 20%) vor - eine Situation, bei der
der klinische Eindruck der Graduierung mit einem CHA2DS2-VASc-Score von nur 1
widerspricht. Bei Ausschluss dieses Sonderfalles hätte die Wahrscheinlichkeit
für einen Thrombusnachweis bei Patienten mit einem CHA2DS2-VASc-Score < 2
bei 0% gelegen, ansonsten bei 0,48%.
Diskussion:
Bei Patienten mit einem CHA2DS2-VASc Score
< 2 ist die Nachweisrate von intrakardialen Thromben im TEE vor geplanter
Kardioversion sehr niedrig und stellt die Notwendigkeit dieser Untersuchung in
Frage. Selbst bei einer reellen Thrombuswahrscheinlichkeit von 0,48% und einer
hypothetischen peri-interventionellen Emboliewahrscheinlichkeit von 50% bei
Kardioversion trotz Thrombusnachweis ergäbe sich eine Embolierate von nur 0,24%.
Ob eine dilatative Kardiomyopathie mit hochgradig eingeschränkter LV-Funktion
tatsächlich nur mit einem Punkt im CHA2DS2-VASc Score bewertet werden soll,
erscheint fragwürdig. Die Forderung nach Thrombusausschluss oder mindestens
3-wöchiger Antikoagulation vor Kardioversion geht von einer prae-interventionellen
Thrombusformation aufgrund der vorliegenden Risikokonstellation aus, wobei
Patienten mit einem CHA2DS2-VASc Score < 2 ein derart niedriges Spontanrisiko
zugebilligt wird, dass eine Dauerantikoagulation nicht zwingend empfohlen wird.
Vor einer Kardioversion einen Thrombusausschluss zu fordern, erscheint auch
aufgrund der vorliegenden Daten inkonsequent. Davon unberührt bleibt die
Empfehlung einer anschließenden Antikoagulation für 4 Wochen, die einer Thrombusformation
aufgrund des kardioversionsbedingten „atrial stunning“ entgegenwirken soll.