Problemstellung:
Berichte von plötzlichen unerwarteten Todesfällen (SUD) bei
Patienten mit ADHS, die Stimulanzien eingenommen haben, führten zu Bedenken
hinsichtlich der Sicherheit von Psychopharmaka. Insbesondere die Frage, ob oder
nicht Stimulanzien das Risiko von unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen
erhöhen, hat zu einer Debatte über die angemessene Evaluation geführt, um
Patienten mit nicht diagnostizierten at-Risk für angeborene Herzerkrankungen
und/oder Arrhythmien auf Medikamente vor dem Start der Behandlung von ADHS zu
identifizieren. Pädiater und Internisten, Kardiologen und Psychiater sind stark
verunsichert. Noch größer ist die Verunsicherung ärztlicher Kollegen
hinsichtlich der Notwendigkeit eines Vor-EKG vor Stimulanzien-Therapie.
Methodik:
Evidenzbasierte Literaturrecherche und Praxis-Fazit.
Ergebnis:
ADHS ist eine häufige Störung und betrifft 8-10% aller
Kinder im Schulalter. Stimulanzien einschließlich Methylphenidat (Ritalin,
Methylin, Concerta, Focalin, Metadate), Dextro (Dexedrine) und gemischte
Amphetaminsalze (z.B. Adderall) sind wirksam um das Verhalten bei diesen
Patienten zu verbessern.
Berichte von unerwarteten Todesfällen von Kindern, die
Stimulanzientherapie erhalten haben, führten zu Bedenken, dass diese
Medikamente das Risiko von kardiovaskulären unerwünschten Ereignissen
erhöhen, einschließlich plötzliche unerwartete Todesfälle (SUD). Jedoch wurde
in großen Kohorten-Studien kein erhöhtes Risiko für schwere kardiovaskuläre Nebenwirkungen
bei Kindern mit Stimulanzien-Therapie im Vergleich mit der allgemeinen pädiatrischen
Population gezeigt.
Konklusion:
Kinder ohne Herzerkrankung – Auf der Grundlage der
verfügbaren Daten scheint es, dass Kinder ohne Herzerkrankung, die die
Stimulanzien-Therapie erhalten, kein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre
Ereignisse im Vergleich mit der allgemeinen pädiatrischen Population haben.
Entsprechend den Empfehlungen der American Heart Association (AHA) und der
American Academy of Pediatrics (AAP) kann eine Pharmakotherapie mit
Stimulanzien bei einem Kind mit ADHS eingeleitet werden, wenn keine Anzeichen
einer Herzerkrankung nach einer umfassenden kardiovaskulär-basiert konzentrierten Anamnese
und körperlichen Untersuchung vorliegen.
Ein Vor-EKG vor Stimulanzientherapie wird von den
wissenschaftlichen Fachgesellschaften different gefordert: erforderlich laut
AHA, nicht erforderlich laut AAP: Je nach eigener Vorgehensweise ist man von
höchster Stelle abgesichert. Viele Ärzte befürworten aber dennoch
sicherheitshalber generell ein Vor-EKG, z.T. auch ein EKG im Verlauf der ADHS-Erkrankung.
Eine Co-Medikation zu Psychopharmaka, z.B. Risperidon sollte
möglichst nicht QT-verlängernd sein (z.B. Cave Makrolide – sekundäres LQTS mit
Torsade de pointes und Plötzlicher Herztod (PHT)/SUD sind dann möglich) !