Clin Res Cardiol 106, Suppl 2, October 2017 |
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QT-Verlaengerung unter Amitriptylin und Clindamycin | ||
H. Seyfert1 | ||
1Klinik für Innere Medizin III, Diakonie Klinikum Dietrich Bonhoeffer GmbH, Neubrandenburg; | ||
Die 82-jährige Patientin wurde wegen Stauungspneumonie mit beidseitigem Pleuraerguss station‰r aufgenommen. Wegen einer Pneumonie war sie kurz zuvor station‰r behandelt worden. Als Vorerkrankungen waren eine KHK2, ein Hypertonus, Diabetes mellitus, eine Niereninsuffizienz St. II und eine Depression bekannt. Die LV-EF war mittelgradig eingeschr‰nkt. Die Aufnahmemedikation umfasste u. a. Amitriptylin 25 mg 1 x 1, Clarithromycin 500 mg 2 x 1. Das Aufnahme-EKG (Abb1 ñ 28.02.27) zeigt eine dtl. verl‰ngerte QT-Zeit. In der telemetrischen ‹berwachung zeigten sich zum Ende der verl‰ngerten T-Welle einfallende kurze ventrikul‰re Salven (Abb2). Das Folge-EKG (Abb3 ñ 03.03.) zeigt eine dtl. verl‰ngerte T-Welle in deren Endteil z. T. als Couplet imponierende Kammerkomplexe einfielen. Ausgepr‰gte Endteilver‰nderungen zeigten weiterhin bei Kontrolle kurz nach Beendigung der Amitriptylin- und Umsetzung der Clarithromycin-Therapie auf ein Cephalosporin. Die EKG-Ver‰nderungen bildeten sich im weiteren Verlauf vollst‰ndig zur¸ck. Die QT-Zeit war zuletzt normal (440 ms) bei jedoch weiterhin prolongiertem QTc-Intervall (520 ms). Die ¸brige Medikation mit ASS, Losartan, Torasemid, Atorvastatin, wurde belassen. Laborchemisch war zum Aufnahmezeitpunkt das CRP noch leicht erhˆht mit 19 mg/l(normal < 5), bestand noch eine leichte Leukozytose mit 11,1 (Gpt/l). Die Elektrolyte lagen durchg‰ngig im Normalbereich. Diskussion: Zu den QT-Zeit verl‰ngernden Medikamenten z‰hlen u. a. Antidepressiva wie Amitriptylin. Die Wirkung beruht auf einer Inhibierung des Ikr-Kanals, der durch das HERG-Gen kodiert wird [1]. Beg¸nstigend zur QT-Verl‰ngerung tr‰gt u. a. eine koronare Herzerkrankung bei, [2] wie auch Makrolid-Antibiotika QT-Zeit verl‰ngernd wirken. [3] Mit der Verl‰ngerung der QT-Zeit steigt das Risiko der Entwicklung einer Torsades de Points-Tachykardie, deren Ans‰tze im Monitorstreifen (Abb2) erkennbar waren. Und es steigt damit das Risiko des plˆtzlichen Herztodes deutlich, das schon durch eine Depression per se eleviert ist. [1] Einen Algorithmus zur Minimierung des SCD-Risikos bei Patienten mit Indikation zu antidepressiver Therapie schl‰gt [1] vor. Dieser umfasst u. a. die Evaluierung des kardiovaskul‰ren Risikos sowie eine EKG-Verlaufskontrolle nach 1 ñ 2 Wochen bei Medikation mit Antidepressiva mit potentiell QT-verl‰ngernder Wirkung. Auf Internetseiten bez¸glich QT-Intervall beeinflussender Medikamente, wie z. B. www. torsades. org, sei verwiesen. Schlussfolgerung: Unter antidepressiver Therapie mit potentiell QT-verl‰ngernden Medikamenten sind EKG-Kontrollen unerl‰sslich, insbesondere, wenn die Medikation erweitert wird. Bei der Auswahl der Medikation kˆnnen entsprechende Internetseiten zur raschen Orientierung beitragen. [1] Fanoe S et al. Review. Eur Heart J 2014: 1306 [2] Glassman AH et al. JAMA 1993: 2673 [3] Rubart M. Circulation 1993: 1832 |
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http://www.abstractserver.de/dgk2017/ht/abstracts//P467.htm |