Clin Res Cardiol 106, Suppl 2, October 2017 |
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Zwei Fälle von kardio-pulmonaler Echinokokkus Infektion |
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K. Kronberg1, R. Motz1, K. Ohlmeyer1, T. Gebrehiwet2, Y. Tewolde3, A. Urban3, V. Dikov4, A. Elsässer1 | ||
1Herzzentrum, Klinik für Kardiologie, Klinikum Oldenburg, Oldenburg; 2Pediatrics, Orota Referral Hospital, Eritrea, ETH; 3General Surgery, Orota Referral Hospital, Eritrea, Äthiopien; 4Universitätsklinik für Herzchirurgie, Klinikum Oldenburg, Oldenburg; | ||
Echinokokkus Infektionen sind seltene Erkrankungen in Europa (2004 in Deutschland wurden 82 Fälle an das Robert-Koch-Institut gemeldet), zeigen aber typische Organbefunde. Wir berichten über zwei Fälle einer Echinokokkus-Infektion mit kardio-pulmonaler Beteiligung. Beide Patienten waren männlich und stammten aus Afrika. Ein 17 jähriger kachektischer Mann präsentierte sich mit Dyspnoe in Ruhe. Die körperliche Untersuchung zeigte neben Luftnot eine Zyanose, gedämpfte Herztöne und eine obere Einflussstauung. Die Laborwerte waren bis auf erhöhte Entzündungsparameter unauffällig. Im Röntgen Thorax (Abb. 1a) fand sich ein Perikarderguss. Nach erfolter Perikarddrainage blieb eine zystische Raumforderung (Abb. 1B). Die Echokardiographie zeigte eine Raumforderung direkt neben dem rechten Vorhof (Abb 1C und D). Es erfolgte eine explorative mediane Thorakotomie in HLM-Bereitschaft. Nach Zuordnung der Zyste zur Lunge dann Lobektomie von rechts thorakal und Entfernung der Raumforderung in toto. Ein 22 jähriger Mann klagte über beidseitige atem- und bewegungsabhängige Thoraxschmerzen und Husten. Die körperliche Untersuchung war unauffällig, im Röntgen-Thorax betonte Herzsilhouette, die Laborwerte zeigten erhöhte Entzündungszeichen, die daraufhin erfolgte Echokardiographie (Abb. 2) zeigte ein cystisches Gebilde linksventrikulär apikal und einen geringen Perikarderguss. Er erfolgte eine operative Entfernung der Zyste in toto aus der Herzspitze mittels Herz-Lungenmaschine und eine Nachbehandlung mit Albendazol 400mg zweimal täglich für 6 Wochen. Beide Patienten erholten sich ohne gesundheitliche Beeinträchtigungen. Eine Echinokokkose mit Beteiligung der Lunge und des Herzens ist selten. Der Mensch nimmt die Bandwurmeier durch kontaminierte Hände entweder nach direktem Kontakt mit infizierten Endwirten (Fuchs, Hund, Katze) oder durch Umgang mit kontaminierter Erde auf. Die Inkubationszeit liegt zwischen Monaten und 15 Jahren. Das mittlere Erkrankungsalter liegt zwischen 50 und 60 Jahren. Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen sind sehr selten. In 50-70% ist die Leber befallen, in 15-30% die Lunge. In der Regel ist nur ein Organ betroffen. Die Differenzialdiagnosen sind vielfältig und umfassen dysontogenetische Zysten, benigne und maligne Tumoren, Abszesse und die Tuberkulose. Eine watch and wait Strategie wie auch eine systemische Therapie mit Albendazol stellte für beide symptomatische Patienten keine Therapie-Option dar. Eine präoperative Punktion-Aspiration-Injektion-Reaspiration (PAIR) mit Injektion einer sterilisierenden Substanz (95%iger Alkohol) wurde aufgrund der anatomischen Zystenlage nicht durchgeführt. Wir entschieden uns für die direkte operative Entfernung des Zysten. Dabei muß eine Zystenruptur unbedingt vermieden werden um eine sekundäre Echinokokkose durch den Austritt von Hydatidenflüssigkeit in die Pleura - Perikardhöhle zu vermeiden. Nach vollständiger Zystenentfernung wurde eine gute Remission bei beiden Patienten beobachtet. Abbildung 1: Röntgen-Thorax des 17 jährigen Patientens vor (A) und nach Perikarddrainage (B), Echokardiographie in der subxyphoidaler Blick (C) und 4-Kammerblick (D), die Pfeile zeigen auf die Cyste, RA rechter Vorhof, LA linker Vorhof, RV rechter Ventrikel, LV linker Ventrikel. Abbildung 2: Echokardiographischer Befund des 22 jährigen Patienten in dem 4-Kammerblick (A), langer Achse (B) und kurzer Achse (C und D). Die Pfeile zeigen die Echinokokkuszyste. |
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http://www.abstractserver.de/dgk2017/ht/abstracts//P457.htm |