Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Risikofaktorenlast bei vorzeitiger Atheromatose – gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede?
F. Burgdorf1, H. Renner2, R. Reibis3, C. Dovifat3, K. Bestehorn4, K. Wegscheider5, H. Völler3
1Kardiologie, Klinik am See Rüdersdorf, Rüdersdorf, BusinessLogic.Land; 2Kardiologie, Fachklinik für Diabetologie, Onkologie/Urologie und Rheumatologie/Orthopädie, Durbach; 3Abteilung Kardiologie, Klinik am See, Fachklinik für Innere Medizin, Rüdersdorf; 4MSD Sharp & Dohme, Haar; 5Universität Hamburg, Institut für Statistik und Ökonometrie, Hamburg;
Während die Inzidenz des Myokardinfarktes in der Gesamtbevölkerung in den letzten Jahren abnimmt, ist demgegenüber bei Frauen zwischen dem 35. und 55. Lebensjahr ein Anstieg zu verzeichnen. Daten zu den konventionellen, beeinflussbaren Risikofaktoren (RF) sowie zu den erweiterten Risikomarkern wie Homocystein oder Lipoprotein (a) liegen bislang in unzureichendem Maße vor.

Methodik: Von 04/03 bis 03/04 wurden 264 konsekutive Patienten (162 Männer, 47,8 ± 5,9 Jahre; 84 Frauen, 54,1 ± 8,5 Jahre) in das Transparenz-Register zur Objektivierung von leitliniengerechtem Risikofaktoren-Management (TROL) aufgenommen, die vor ihrem 55. Lebensjahr (Männer) bzw. 65. Lebensjahr (Frauen) ein akutes Koronarsyndrom erlitten hatten. Zu Beginn einer Anschlussheilbehandlung (AHB) wurden die Familienanamnese sowie die modifizierbaren RF Rauchen, arterieller Hypertonus, Dyslipoproteinämie und Diabetes mellitus erfasst. Darüber hinaus wurde bei nicht manifestem Diabetes mellitus ein oraler Glucosebelastungstest (OGT) durchgeführt, sowie bei allen Patienten Lipoprotein (a) und Homocystein bestimmt. Die Gruppenvergleiche wurden mittels Chi-Quadrat-Test analysiert (p<0,05).

Ergebnisse. Die erbliche Belastung ist bei beiden Geschlechtern (44% Männer vs. 42,9% Frauen) gleich. Klassische RF unterscheiden sich nicht signifikant, auch wenn Männer häufiger rauchen (32,7% vs. 21,4%) und Frauen häufiger einen Diabetes mellitus (32,1% vs. 27,2%) sowie einen Hypertonus aufweisen (82,1% vs. 74,4%). Sowohl zu Beginn als auch gegen Ende der AHB weisen Frauen jedoch ein besseres Lipidprofil auf (LDL-Cholesterin > 100 mg/dl: Männer 27,5% vs. Frauen 16%; p=0,048 und HDL-Cholesterin <40 mg/dl: Männer 75% vs. 51,3%, p=0,0025). Lipoprotein (a) (16% Männer vs. 9,7% Frauen) sowie Homocystein (42% Männer vs. 53,3% Frauen) zeigen nicht signifikante Unterschiede. Der OGT ist bei Männern (17,5% vs. 12,5%; n.s.) tendentiell häufiger pathologisch. Während die Patienten durchschnittlich 1,8 klassische RF aufweisen, erhöht sich unter zusätzlicher Berücksichtigung von Lipoprotein (a) und Homocystein der Anteil von Patienten mit 2 RF auf über 40%.

Schlussfolgerung: Auch wenn Männer und Frauen eine unterschiedliche Gewichtung der klassischen Risikofaktoren aufweisen, bedürfen diese bei ähnlich hoher Risikofaktorenlast größerer Aufmerksamkeit im Rahmen der Primär- und Sekundärprävention. Neue Risikomarker scheinen dabei das Risikoprofil deutlich zu erhöhen.

 


http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/P97.htm