Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Quick und aPTT erfassen nicht alle Unterschiede in der Gerinnungsaktivierung zwischen Diabetikern und Nicht-Diabetikern mit NSTEMI
M. Prull1, A. Geissler2, I. Wickenbrock2, M. van Bracht2, R. Borchard1
1Med. Klinik II, Kardiologie und Angiologie, Marienhospital Herne, Herne, BusinessLogic.Land; 2Med. Klinik II, Kardiologie und Angiologie, Ruhr-Universität Bochum, Herne;
FragestellungHyperglykämie und Diabetes mellitus scheinen prognostisch ungünstige Faktoren für den Verlauf des Akuten Myokardinfarktes darzustellen. Es gibt Hinweise auf eine starke Gerinnungsaktivierung bei Diabetes mellitus im Rahmen des Akuten Koronarsysndroms. Zur Unterscheidung zwischen Diabetikern (Dm) und Nicht-Diabetikern (non-Dm) eignet sich der HbA1c-Wert. Wir untersuchten die Frage, ob bei Diabetikern mit einem erhöhten HbA1c eine messbar gesteigerte Gerinnungsaktivierung bei einem Nicht-ST-Hebungs-Infarkt (NSTEMI) vorliegt?MethodenWir untersuchten 22 konsekutive Patienten (Pt.) mit einem NSTEMI (Angina pectoris, Troponinerhöhung, keine ST-Hebung oder LSB). Als Diabetiker wurden Pt. mit einem HbA1c > 6,3% eingestuft. Zusätzlich zur Routinelaborkontrolle bei Aufnahme wurden die Parameter Zeitintervall vom Schmerereignis bis zur Aufnahme im Krankenhaus, Blutzucker (BZ), HbA1c, mittleres Thrombozytenvolumen (MPV), Prothrombinfragment F1+2 (F1+2) und Thrombin-Antithrombin III-Komplex (TAT) gemessen. Es wurden 2 Gruppen gebildet: Dm (HbA1c > 6,3%; n=14) und non-Dm (HbA1c < 6,3%; n=8). Zur statistischen Analyse wurden Mitttelwert, Standardabweichung, Student´s t-test (Signifikanz für p<0,05) angewendet.Ergebnisse22 Pt. (8 Frauen) haben durchschnittlich 240 Minuten vom Beginn des Schmerzereignisses bis zur Aufnahme im Krankenhaus benötigt (kein Unterschied zwischen Dm und non-Dm). Durchschnittliches Alter betrug 73 Jahre (Dm) vs. 67,5 Jahre (non-Dm; p=ns). HbA1c 6,9% (Dm) vs. 5,8% (non-Dm); p=0,0001. BZ 185 mg/dl (Dm) vs. 110 mg/dl (non-Dm); p=ns. MPV 7,8 fl (Dm) vs 9,6 fl (non-Dm); p=0,006. F1+2 2,2 nmol/l (Dm) vs. 0,6 nmol/l (non-Dm); p=0;009. TAT 7,2 ug/l (Dm) vs. 2,9 ug/l (non-Dm); p=0,01.KonklusionDm mit einem NSTEMI haben eine stärkere Gerinnungsaktivierung als non-Dm. Auch auf zellulärer Ebene zeigt sich eine Thrombozytenaktivierung. Ausdruck der stärkeren plasmatischen Gerinnungsaktivierung sind signifikant höhere Plasmaspiegel von F1+2 und TAT. Die Routineparameter Quick und aPTT waren in diesen Fällen nicht pathologisch verändert. Eine Normoglykämie scheint nach den DIGAMI II Daten nicht Prognose verbessernd. Nach unseren Daten müsste man bei diesem Patientenkollektiv eine stärkere Antikoagulation mit GP IIb/IIIa-Rezeptorantagonisten und mit NMH diskutieren.

http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/P474.htm