Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Arzneimittel-induziertes long QT–Syndrom unter Substitution mit Polamidon bei einem 36 Jahre alten Patienten
J. Nothroff1, J. E. Voelz2, C. Hansen2, J. Neuzner3
1, Göttingen; 2Medizinische Klinik II, Klinikum Kassel GmbH, Kassel; 3, Kassel;
 

Abstract: Wir berichten über einen 36 jährigen Patienten, der nach Reanimationsereignis zur weiteren Abklärung stationär aufgenommen wurde. Initial zeigte sich bei einer Herzfrequenz (HF) von 56/min eine deutliche QT-Zeit-Verlängerung von 640 ms. Der Pat. stand unter Substitutionstherapie mit 3x15 ml Polamidon. In der Koronarangiographie konnte eine KHK ausgeschlossen werden. Die Echokardiographie zeigte einen unauffälligen Klappenbefund bei guter linksventrikulärer Funktion. Nach überlebtem Rhythmusereignis und erfolgreicher Reanimation erfolgte die Implantation eines 2-Kammer-ICD der Firma Guidant Typ Ventak PRIZM 2 DR. Während des stat. Aufenthaltes konnte die Reduktion der Polamidon-Dosis von 3x15 ml auf 3x8 ml erfolgen, die QT-Zeit betrug vor Entlassung 400 ms bei einer Frequenz von 64/min. Nach 5 Monaten war die erneute stationäre Aufnahme des Patienten aufgrund aufgetretener Rhythmusstörungen erforderlich. Die Aggregatabfrage zeigte insgesamt 18 ventrikuläre Tachykardien mit adäquater ICD-Therapie unter einer Polamidonsubstitution von 2x15 ml (QT-Zeit 440 ms, HF 86/min), wobei sich 5 der ICD-Schockabgaben in den letzten 24 Std. vor der Aufnahme ereigneten. Unter weiterer Reduktion der Polamidondosis auf 2x11ml betrug die QT-Zeit 480 ms bei einer Herzfrequenz von 56/min.

Polamidondosis [ml]

HF [min]

QT[ms]

QTc [ms)

3 x 15

56

640

618,3

3 x 8

64

400

413,2

2 x 15

86

440

526,7

2 x 11

56

480

471,4

Aufgrund der beschriebenen Tachykardien und bekannten QT-Veränderungen unter Substitutionstherapie sollten bei behandelten Patienten engmaschige EKG-Kontrollen erfolgen. Die QT-Zeit-Messung sollte in regelmässigen Intervallen, insbesondere bei Dosissteigerung kurzfristiger vorgenommen werden, da eine hochdosierte Therapie mit einer Verlängerung der QT-Zeit einhergeht und das Auftreten von maligen Rhythmusstörungen induziern kann.


http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/P463.htm