Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Klinische Charakteristika und “short-term outcome” von Patienten mit Brugada Syndrom und einem nicht diagnostischen Index-EKG
C. Veltmann1, R. Schimpf1, C. Echternach1, J. Kuschyk1, S. Spehl1, F. Streitner1, M. Borggrefe1, C. Wolpert1
1I. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Mannheim, Mannheim;

Das Brugada-Syndrom ist durch einen inkompletten Rechtsschenkelblock sowie ST-Streckenhebungen in den rechtspräkordialen Ableitungen und ein erhöhtes Risiko für den plötzlichen Herztod charakterisiert. Das Index-EKG führt häufig erst zu weiteren Untersuchungen und ist ein wichtiger Parameter für die Risikostratifizierung. Häufig sind die diagnostischen EKG Veränderungen für das Brugada Syndrom im Ruhe-EKG nicht offensichtlich. Die klinischen Charakteristika und das „short-term outcome von Patienten mit nicht-diagnostischem Index-EKG werden vorgestellt.

Patienten und Methoden: In einer Population von 44 Patienten mit Brugada Syndrom wiesen 29 Patienten (66%; mittleres Alter 45 ± 12 Jahre; 17 Männer) ein initiales nicht-diagnostisches EKG auf. Die komplette Anamnese, inklusive der Familienanamnese wurde erhoben, weiterhin eine programmierte Kammerstimulation sowie die Provokation mit Klasse I Antiarrhythmika im Rahmen der kardiologischen Abklärung und Risikostratifizierung durchgeführt.

Ergebnisse: 14 von 29 (48 %) Patienten erlitten eine Synkope. 2 Patienten wurden bei Kammerflimmern erfolgreich reanimiert (10 %). Eine Familienanamnese für das Brugada Syndrom bestand bei 2 Patienten (7 %). Diagnostische EKG-Veränderungen konnten mittels Ajmalin bei allen Patienten provoziert werden, allerdings war der Flecainid-Test nur in 9 von 19 Patienten positiv (47%). Bei 21 Patienten (72 %) konnte Kammerflimmern in der programmierten Kammerstimulation induziert werden. 8 von 29 (28 %) Patienten wiesen im Rahmen von repetitiven EKG-Registrierungen diagnostische EKG-Veränderungen im Sinne eines Brugada-Syndroms auf. 21 Patienten wurden mit einem implantierbaren Cardioverter-Defibrillator versorgt. Während einer Nachbeobachung von 25 ± 15 Monaten traten weder plötzliche Todesfälle auf noch konnten ventrikuläre Tachyarrhythmien dokumentiert werden.

Schlussfolgerungen: 1) Die typischen EKG-Veränderungen für das Brugada Syndrom sind häufig nicht offensichtlich. 2) Ein relevanter Anteil an Patienten mit einem nicht-diagnostischen Index-EKG war symptomatisch in Form von Synkopen oder überlebtem plötzlichen Herztod (55%) und in 72% der Fälle konnte Kammerflimmern induziert werden. 4) In annähernd der Hälfe der Patienten konnte Flecainid im Gegensatz zu Ajmalin die diagnostischen EKG Veränderungen des Brugada Syndroms nicht induzieren. 4) 28% der Patienten wiesen Fluktuationen zwischen diagnostischen und nicht-diagnostischen EKGs auf. 5) In diesem Kollektiv traten im „short-term follow-up“ keine ventrikulären Tachyarrhythmien auf.

 


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