Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Bedeutung von koronarem Kalk-Score und CT-Angiographie der Koronararterien für die kardiovaskuläre Risikostratifizierung

J. Brunn1, S. Müller2, S. Fröhner3, F. Gietzen2, R. Schmitt3, B. Schumacher2, R. Schamberger2, S. Kerber2
1Herz- und Gefäß-Klinik GmbH, Bad Neustadt a d Saale, BusinessLogic.Land; 2Fachbereich Kardiologie, Herz- und Gefäßklinik, Bad Neustadt; 3Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Herz- u. Gefäß-Klinik GmbH, Bad Neustadt;

Hintergrund: Eine kardiovaskuläre Risikoeinschätzung erfolgt bisher an Hand individueller Risikofaktoren, z.B. nach den Kriterien des NCEP. Patienten mit einem intermediären Risiko wird eine weitere Diagnostik zur prognostischen Einschätzung angeraten. Bekannt ist, dass die Bestimmung der koronaren Kalklast nach dem Agatston-Score die Risikoeinschätzung verbessert. Unklar ist, ob die CT-Angiographie der Koronararterien darüber hinaus einen Beitrag zur kardiovaskulären Risikostratifizierung leisten kann.
Methodik: In der Zeit von 01.01.01 bis zum 31.03.03 wurden in unserer Klinik insgesamt 631 Patienten (P) im Rahmen der Primärdiagnostik mittels MSCT (Nur Kalkscore: n=78, Kalkscore und CT-Angiograhie: n=430) untersucht. Nach klinischem Beschwerdebild, individueller Risikokonstellation, nicht-invasiven Untersuchungen wurde zunächst eine Einteilung der P in eine Gruppe mit hohem, intermediärem bzw. niedrigem Risiko vorgenommen und nach Auswertung der Fragebögen (Rücklaufquote 80,5% (n=508), mittleres Beobachtungsintervall 1,5 Jahre) die kardiovaskuläre Ereignisrate in diesen Gruppen bestimmt. Gleiches erfolgte konsekutiv unter Einbeziehung des Kalk-Scores bzw. des Kalk-Scores und der Angio-CT.
Ergebnisse: Unter alleiniger Berücksichtigung von Klinik, konventionellen Risikofaktoren und nicht-invasiven Untersuchungsergebnissen wiesen 12% der P ein niedriges,  34% ein intermediäres und 54% ein hohes kardiovaskuläres Risiko auf. Die tatsächliche Ereignisrate in diesen Gruppen betrug 1,6%, 11,9% bzw. 20,8%. Unter zusätzlicher Berücksichtigung des Kalk-Scores im Kardio-CT konnten jeweils 25% der P der Gruppe mit niedrigem bzw. intermediärem und 50% der P der Gruppe mit hohem Risiko zugeordnet werden. Die Ereignisrate in diesen Gruppen verschob sich nun auf 1,6%, 10,5% bzw. 25,1%. Unter zusätzlicher Berücksichtigung des Angio-CT-Ergebnisses wuchs die Niedrig-Risiko-Gruppe weiter an auf 30%, der Anteil der P mit intermediärem bzw. hohem Risiko betrug nun 25% bzw. 42%. In der Niedrigrisikogruppe traten bei 0,8% der P Ereignisse auf, in der Gruppe mit intermediärem Risiko bei 3,4% und in der Hochrisikogruppe bei 34% der P.
Zusammenfassung: Die Berücksichtigung der Ergebnisse der Kardio-CT veränderte im Vergleich zur alleinigen Anwendung der kardiovaskulären Risikofaktoren die prozentuale Verteilung der P auf die 3 Risikogruppen zugunsten der Niedrigrisikogruppe. Die modifizierte Zuordnung führte zu einer verbesserten Identifizierung von Hoch- und Niedrigrisikopatienten, indem die Ereignisrate in der Niedrigrisikogruppe tendenziell geringer wurde und in der Hochrisikogruppe anstieg. Diese beiden Effekte sind durch die kombinierte Anwendung von Kalk-Score und CT-Angiographie stärker ausgeprägt als durch die alleinige Anwendung des Kalk-Scores.


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