Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Koronarvenöse Anatomie im Bereich der linksventrikulären Lateralwand
M. Stockburger1, H. Langreck1, A. Nitardy1, W. Haverkamp1, R. Dietz1
1Medizinische Klinik m. S. Kardiologie, Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Berlin;
  Hintergrund: Die kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) erfordert die lateraler Platzierung einer koronarvenösen Sonde. Dies kann bei starker Angulation und Schlängelung der Zielvene aufwändig sein. Andererseits können Angulation und Schlängelung die Sondenstabilität erhöhen.
Methoden: Bei 20 Patienten (10 DCM, 10 KHK, LVEF 23±6%, 63±8 Jahre) wurde die laterale koronarvenöse Anatomie dokumentiert. Bei 18 erfolgte eine Koronarangiographie mit Durchlaufvenographie und bei 19 eine retrograde Koronarvenographie. In PA und LAO-Projektion wurden laterale Venen- und Arterienäste nach Anzahl, Angulation (I°: >90°, II°: 60° - 90°, III°: <60° relativ zum Koronarsinus) und Schlängelung (3 visuelle Stufen) graduiert.
Ergebnisse: Bei 16/20 (80%) fanden sich >/= 2 potentiell für eine Sondenimplantation geeignete Venen (3 Äste: 3, 2 Äste: 13, 1 Ast: 4). Bei 8/20 fand sich eine hochlaterale(HL), bei 17/20 eine mid-laterale (ML) und bei 14/20 eine posterolaterale (PL) Vene. Die Angulation war III° bei 8/39 (20%), II°bei 14/39 (36%) und I° bei 17/39 (44%) Venen. 14/17 der ML, 6/8 der HL, aber nur 2/14 der PL Venen waren >/= II° anguliert. Die Schlängelung war I° bei 9/39 (23%), II° bei 17/39 (44%) und III° bei 13/39 (33%) Venen. Schlängelung >/= II° fand sich ML bei 16/17, HL bei 6/8 und PL bei 8/14. Bei 19/20 Pat. liess sich eine LV-Sonde transvenös über einen Führungsdraht implantieren (OP-Dauer 134±23 min, Durchleuchtung 24±12 min). Bei 5/19 wurde die HL, bei 12/19 die ML und bei 2/19 die PL Vene verwendet. Bei 1 Pat. mit Venenklappe kam es zu einer CS-Dissektion mit unkompliziertem Verlauf, bei 1 Pat. liess sich der CS aufgrund einer rigiden ostialen Klappe nicht sondieren.
Zusammenfassung und Schlußfolgerung: Bei der Mehrzahl von CRT-Kandidaten finden sich >/= 2 potentiell für eine transvenöse Implantation geeignete linksventrikulär laterale Koronarvenen. >50% dieser Äste sind erheblich anguliert, (besonders HL und ML). Der Abgangswinkel von PL Venen ist stumpfer. 76% der lateralen Äste sind erheblich geschlängelt (am stärksten ML und HL). PL Venen sind häufig leichter zugänglich, jedoch auch potentiell mehr mit Dislokationen belastet. Trotz starker Angulation und Schlängelung der Venen ist eine Implantation über einen Führungsdraht mit hoher Erfolgsquote möglich. Venenklappen können in seltenen Fällen zu Dissektionen führen oder die retrograde Sondierung des CS unmöglich machen.

http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/P350.htm