Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Diagnostischer Zugewinn durch Cardio-MR-Untersuchung bei vermutetem Myokardinfarkt – Fallbeispiel
G. Pilz1, P. Bernhardt2, S. Martin2, M. Klos2, B. Höfling2
1, Holzkirchen; 2Abt. Kardiologie, Krankenhaus Agatharied, Hausham;

Hintergrund: Die Diagnose des akuten Myokardinfarkts ist in der Regel eindeutig. In seltenen Fällen zeigt die Herzkatheteruntersuchung jedoch eine offene Koronararterie im Bereich der EKG-Veränderungen und Wandbewegungsstörungen, so dass hier neben dem spontan rekanalisiertem Gefäß auch weitere Differentialdiagnosen in Frage kommen.

 

Fallvorstellung: 40jährige Patientin mit anamnestisch vordiagnostiziertem STEMI bei damals erhöhtem Troponin T, echokardardiographisch schwerer regionaler Kontraktionsstörung, geringem CK-Anstieg, allerdings invasiv keine Koronarstenosen. Nach zwei Jahren Beschwerdefreiheit, Akutvorstellung mit retrosternalen Schmerzen, diskreten ST-Hebungen über V2, V3 und deutlicher anterolateraler Hypokinesie. Koronarangiographische erneut Ausschluss einer Makroangiopathie, jedoch deutlich verlangsamter Kontrastmittelfluss (corrected TIMI-frame-count 21 bei 12,5 frames/sec). Weiterführende Diagnostik mittels Cardio-MR.

 

Cardio-MR: Bestätigung der deutlichen Vorderwandkinetikstörung, jedoch in den late-enhancement Sequenzen kein Nachweis einer myokardialen Narbe als Ursache der Kontraktionsstörung. In den T2- und T1-gewichteten Sequenzen vor bzw. vor und nach Gadolinium-DTPA (0,1 mmol/kg) zeigen sich jeweils pathologische Verhältnisse Myokard/Skelettmuskel-Signalintensität (6,6) sowie signifikantes relatives Enhancement von 5,3. Somit erfüllte Cardio-MR-Kriterien für eine akute Myokarditis (Friedrich et al. Circulation 1998). Nach 6 Wochen konservativer Therapie in der Kontrolluntersuchung völlige Normalisierung der vormals pathologischen Werte und der regionalen und globalen linksventrikuläre Pumpfunktion im Cardio-MR, so dass eine weitere bioptische Abklärung bei völliger restitutio ad integrum von LV-Funktion und  Bildgebungsbefund nicht mehr erforderlich erschien.

 

Fazit: Der vorgestellte Fall belegt einen möglichen diagnostischen Zugewinn durch den Einsatz der Cardio-MR-Untersuchung bei Patienten zur Differentialdiagnose bei vermutetem Myokardinfarkt und offenem Koronargefäßsystem.


http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/P301.htm