Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Notfall-Koronarangiographie mit Gadolinium bei einer Patientin mit manifester Hyperthyreose und embolisierendem atrialen Thrombus
D. Werner1, M. Misfeld2, H.-H. Sievers2, B. Graf3
1Helios-Kliniken, Klinik für Kardiologie, Schwerin, BusinessLogic.Land; 2Klinik für Herzchirurgie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck; 3Klinik für Kardiologie, Helios-Kliniken, Schwerin;

Einleitung: Die Notfall-Koronarangiographie ist bei Patienten mit manifester Hyperthyreose ein ungelöstes Problem. Mehrere Kasuistiken berichten über den erfolgreichen Einsatz von Gadolinium zur Koronarangiographie bei schwerer Niereninsuffizienz oder Allergie gegen jodierte Kontrastmittel. In der nachfolgenden Kasuistik berichten wir über eine Patientin mit manifester Hyperthyreose, bei der eine vital indizierte Koronarangiographie mit Gadolinium durchgeführt wurde.
Kasuistik: Eine 64-jährige Patientin wurde wegen zunehmender Rechtsherzinsuffizienz eingewiesen; seit 3 Monaten berichtete sie über rezidivierende Phasen von Hustenreiz und Luftnot. Bei der körperlichen Untersuchung fiel ein arrhythmischer Puls und geringe beidseitige Fußrücken- und Unterschenkelödeme auf. Das EKG zeigte eine absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern; die Echokardiographie eine biatriale Dilatation mit mäßiger Mitral- und Trikuspidalklappeninsuffizienz sowie eine pulmonale Hypertonie. Zusätzlich fand sich im rechten Vorhof eine flottierende Struktur; das TEE zeigte einen mehrgliedrigen Tumor von 25x20x60 mm, der von der lateralen Wanddes rechten Vorhofs entsprang. Laborchemisch fiel neben einer gering erhöhten γ-Fraktion in der Elektrophorese eine manifeste Hyperthyreose auf. Die anschließendeTumorsuche erbrachte bis auf eine degenerativ vergrößerte Schilddrüse keinen pathologischen Befund. Bei Verdacht auf rezidivierende Lungenembolien durch den rechtsatrialen Tumor bestand aufgrund des Alters sowie mehrerer atherogener Risikofaktoren (arterielle Hypertonie, Diabetes mellitus) die Indikation zur präoperativen Koronardiagnostik. Wegen der manifesten Hyperthyreose und der fehlenden Zeit für eine thyreostatische Therapie bei progressiver Dyspnoe trotz ausgeschöpfter Medikation entschieden wir uns die Koronardiagnostik mit Gadolinium (Gadovist®, 4 x 7,5 ml) durchzuführen. Die Verwendung von Gadolinium erlaubte eine ausreichende Bildqualität zum Ausschluß einer koronaren Herzkrankheit. Anschließend erfolgte die herzchirurgische Tumorexstirpation; die Inspektion des rechten Vorhofs zeigte vier ca. 2 cm große, champignonartige Tumore, die gestielt an der Vorhofwand anhefteten. Histologisch handelte es sich um bindegewebig abgekapselte, alte Thromben. Der postoperative Verlauf war unkompliziert. Die Patientin konnte nach erfolgter thyreostatischer Therapie mit subjektiv deutlich reduzierter Dyspnoe und echokardiographisch mäßiger pulmonaler Hypertonie entlassen werden.

Zusammenfassung: In der vorliegenden Kasuistik können wir – nach unserer Recherche erstmalig – über den erfolgreichen Einsatz von Gadolinium bei einer dringend indizierten Koronarangiographie bei gleichzeitig manifester Hyperthyreose berichten. Indikation für diese Untersuchung war der Befund eines pulmonal embolisierenden Vorhofthrombus.


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