Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Alle Patienten mit Synkope und eingeschränkter LV-Funktion brauchen einen ICD - Kontra:

G. Steinbeck1
1Medizinische Klinik und Poliklinik I, Klinikum Großhadern der LMU, München;

Die Synkope ist keine Erkrankung, sondern ein Symptom. Für hochselektierte Patientengruppen, bei denen trotz sorgfältiger Diagnostik die Ursache der Synkope ungeklärt blieb, liegen retrospektive Erfahrungsberichte über den Nutzen der Implantation eines ICD aus acht Studien vor. In sieben Studien wurde dabei die programmierte Ventrikelstimulation zur Risikostratifikation herangezogen und beschrieben, dass die Induktion monomorpher ventrikulärer Tachykardien bei Patienten mit reduzierter linksventrikulärer Pumpfunktion auf dem Boden einer koronaren Herzerkrankung, nicht jedoch einer dilatativen Kardiomyopathie, mit einer erhöhten Rate adäquater Schocks eines im weiteren Verlauf implantierten ICD korreliert. In einer Untersuchung von Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie, die für eine Herztransplantation evaluiert wurden, betrug die 2-Jahresüberlebensrate von 25 mit einem ICD versorgten Patienten 85% im Vergleich zu 67% bei 122 Patienten ohne ICD. Aufgrund dieser Daten ist eine ICD-Implantation bei Patienten mit stark reduzierter linksventrikulärer Pumpfunktion und trotz ausführlicher Diagnostik ungeklärt bleibender Synkopenursache als Klasse II-Indikation (widersprüchliche Evidenz und/oder unterschiedliche Meinungen über den Nutzen/die Effektivität einer Therapieform) mit dem Evidenzniveau B (Empfehlung durch nicht-randomisierte Studien gestützt) von einer europäischen Leitlinie 2004 klassifiziert worden. Natürlich ist zu prüfen, ob ein Patient mit eingeschränkter LV-Funktion nicht auch ohne Vorliegen einer Synkope die Kriterien für eine primärprophylaktische ICD-Implantation entsprechend der MADIT II- und SCDHeFT-Kriterien erfüllt. Ist dies nicht der Fall, so kann aufgrund der vorliegenden Daten nicht die allgemeine Empfehlung abgegeben werden, Patienten mit ungeklärter Synkope und eingeschränkter LV-Funktion generell mit einem ICD zu versorgen.


http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/H520.htm