Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Transtelefonisches Monitoring bei Hochrisikopatienten
J. Jung1
1Med. Klinik I, Kardiologie u. Angiologie, Stadtkrankenhaus Worms gGmbH, Worms, BusinessLogic.Land;

Das transtelefonische Monitoring stellt ein telemedizinisches Verfahren dar, das insbesondere in der ambulanten Betreuung von Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen seine Anwendung findet. Mögliche Einsatzbereiche können hier Patienten mit Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, koronarer Herzerkrankung oder arterieller Hypertonie sein. Die zu überwachenden Parameter können neben der telefonischen Abfrage von Symptomen oder durch den Patienten erhobener Daten wie Blutdruck oder Körpergewicht auch eine automatisierte Übertragung von Vitalparametern, des Oberflächen-EKGs bis hin zu diagnostischen Schrittmacher- oder Defibrillatordaten sein. Zu den etabliertesten Anwendungen gehört die transtelefonische Übertragung von Elektrokardiogrammen. Insbesondere bei Hochrisikopatienten ist hiermit neben der Rhythmusanalyse auch eine Ischämiediagnostik möglich. Bei dieser Patientengruppe ist die rasche Diagnosestellung und möglichst schnelle Einleitung einer Therapie essentiell. Dies könnte durch die Anwendung der Telemedizin erreicht werden. Insbesondere in ländlichen Regionen mit geringer Arztdichte wäre hierdurch eine rasche Beurteilung des EKGs und ggf. eine unverzügliche Alarmierung von Rettungsdiensten gewährleistet. Ein weiterer Vorteil liegt in der 24-stündigen Verfügbarkeit der Telemedizin und die örtliche Unabhängigkeit des Patienten. Grundvoraussetzungen für ein transtelefonisches Monitoring sind neben einer störungsfreien Übertragungstechnik die aktive Kooperation eines geschulten Patienten. Die Versorgungsqualität wird ganz wesentlich durch ein kompetentes telemedizinisches Zentrum bestimmt. Nur durch den Einsatz von speziell geschultem Fachpersonal kann eine korrekte Analyse der übertragenen Daten erfolgen. Der Einsatz der Telemedizin ersetzt nicht die Betreuung durch einen mit der Anamnese des individuellen Patienten vertrauten Arzt und darf nicht zu einer Minimierung ärztlicher Kontrolluntersuchungen führen. Durch divergente Befundbeurteilungen könnte auch eine Verunsicherung von Patienten induziert werden. Insbesondere der sichere Ausschluss der Gefährdung eines Patienten mit einem potentiellen akuten Koronarsyndrom durch die EKG-Analyse allein oder auch in Kombination mit einem Telefonat dürfte in der klinischen Anwendung eine Limitation der Telemedizin auf diesem Gebiet darstellen. Ob dies durch die Hinzunahme serologischer Parameter wie die Bestimmung von Troponin oder BNP verbessert werden kann, bleibt offen. Unklar ist derzeit auch bei welchem Patientenkollektiv das transtelefonische Monitoring am effektivsten einsetzbar ist.
Wenngleich kontrollierte Daten zur Sicherheit und Effektivität des transtelefonischen Monitorings bei Hochrisikopatienten noch ausstehen, erscheint das Verfahren bei ausgewählten Patienten sinnvoll. Das transtelefonische Monitoring kann jedoch kein Ersatz für die engmaschige ärztliche Betreuung sein, sondern stellt ein additives Werkzeug in der ambulanten Betreuung dar.


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