Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Therapie bei kombinierter Herz- und Niereninsuffizienz
T. Eschenhagen1
1Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, BusinessLogic.Land;
Die Arzneitherapie der chronischen Herzinsuffizienz bei gleichzeitiger  Niereninsuffizienz unterscheidet sich nicht prinzipiell von der bei Patienten mit normaler Nierenfunktion. Unterschiede bestehen in drei Aspekten. Niereninsuffizienz kann die Arzneitherapie pharmakokinetisch beeinflussen - normale Dosen erzeugen höhere Plasmaspiegel über längere Zeit. Dies gilt besonders für Arzneimittel, die über die Nieren ausgeschieden werden: Digoxin, die meisten ACE-Hemmer, die hydrophilen Betablocker Atenolol und Sotalol, Antiarrhythmika wie Mexiletin und Flecainid und unfraktioniertes Heparin. Relativ unkritisch sind dagegen überwiegend hepatisch metabolisierte Substanzen wie Digitoxin, Amiodaron, Carvedilol, Metoprolol, Calciumantagonisten, Statine und der ACE-Hemmer Fosinopril. Dazu kommen pharmakodynamische Unterschiede. Das Risiko für kardiale Arrhythmien ist bei Patienten mit Niereninsuffizienz aus verschiedenen Gründen generell erhöht. Das proarrhythmische Potential der Herzglykoside und Antiarrhythmika ist daher, unabhängig vom Plasmaspiegel, auch größer als gewöhnlich. Spironolacton und Eplerenon sind bei einer Kreatininclearance <30 ml/min wegen des Risikos einer Kaliumretention kontraindiziert (insbesondere in der üblichen Kombination mit ACE-Hemmern). Thiazide verlieren bei einer Kreatininclearance <30 ml/min ihre Wirkung. ACE-Hemmer und AT1-Rezeptorantagonisten gelten langfristig als nephroprotektiv und sind daher bevorzugt indiziert. Zu beachten ist aber das Risiko eines akuten Kreatininanstiegs, der bis 20-30% toleriert wird, darüber aber den Verdacht auf beidseitige Nierenarterienstenose weckt (Kontraindikation!). Unbedingt zu vermeiden sind alle nicht steroidalen Antirheumatika (außer niedrig dosierter ASS), da sie die Nierenfunktion akut und chronisch verschlechtern und beispielsweise eine Hyperkaliämie auslösen können.

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