Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Nephroprotektion bei vaskulären Interventionen
R. Dietz1, M. Möckel1
1Medizinische Klinik m. S. Kardiologie, Campus Virchow-Klinikum und Campus Berlin-Buch, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin;
Bei kardiovaskulären Interventionen, die unter Verwendung von Röntgenkontrastmitteln (RKM) stattfinden, besteht das Risiko einer Verschlechterung der Nierenfunktion. Diese so genannte Kontrastmittel-induzierte Nephropathie (contrast media induced nephropathy, CIN) ist definiert als mindestens 25 %iger oder absoluter Anstieg um 0,5 mg/dl des Serum-Kreatinins innerhalb von 48 h nach RKM-Exposition. In einigen Studien war die Prognose dieser Patienten verschlechtert, in den meisten Fällen ist der Kreatininanstieg jedoch innerhalb einer Woche reversibel. Tritt allerdings ein dialysepflichtiges Nierenversagen auf, so liegt die Sterblichkeit dieser Patienten bei über 30 %.

Die CIN tritt selten bei ansonsten Gesunden und vermehrt bei Vorliegen bestimmter Risikofaktoren auf. In einer Studie an 8.357 Patienten wurde kürzlich ein Risiko-Score zur Vorhersage der CIN nach PCI entwickelt. Wichtige Variablen in diesem Score sind chronische Niereninsuffizienz, Kontrastmittelmenge, Hypotension, IABP, CHF, Alter > 75 Jahre, Anämie und Diabetes mellitus.

In den letzten Jahren wurden vermehrt Studien zur Prophylaxe der CIN durchgeführt, zumal eine spezifische Therapie nicht verfügbar ist. Im Vordergrund steht die Hydrierung 12 h vor bis 12 h nach dem Eingriff mit (halb-) isotoner Kochsalzlösung, die auch während des Eingriffs fortzusetzen ist.

Für Acetylcystein (ACC) ist in mehreren Studien und einer Metaanalyse ein protektiver Effekt belegt, dessen genauer Mechanismus jedoch unklar ist. Weitere Substanzen, für die positive einzelne Studien oder Metaanalysen vorliegen, sind Ca-Antagonisten, NaHCO3 und Theophyllin, wobei insbesondere bei Theophyllin auch ungünstige kardiale Wirkungen wie Tachykardie zu berücksichtigen sind. Nicht hilfreich sind unspezifische Endothelin-Antagonisten. Die Empfehlung, bei erhöhtem CIN-Risiko isoosmolares RKM zu verwenden, ist durch Daten nicht hinreichend belegt.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass eine strenge Indikationsstellung, die Verwendung von so wenig RKM wie möglich, die Hydrierung von Patienten mit Risikofaktoren und die Gabe von ACC sichere Empfehlungen sind. Die Verabreichung von Natriumbikarbonat und Theophyllin sowie die Auswahl des Kontrastmittels und eine Hämodialysebehandlung bleiben Einzelfallentscheidungen.

http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/H210.htm