Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Unterschiede in der Sekundärprävention beim Diabetiker mit Infarkt? Beta-Blocker, ACE-Hemmer und Lipidmanagement
G. Nickenig1
1Innere Medizin m. S. Kardiologie, Pneumologie, Universitätsklinikum Bonn - Med. Klinik u. Poliklinik II, Bonn, BusinessLogic.Land;

Unterschiede in der Sekundärprävention bei Diabetikern mit Infarkt?

 

Betablocker, ACE-Hemmer und Lipidmanagement. 

  

Die kardiovaskuläre Ereignisrate ist nach Herzinfarkt stark erhöht. Die betroffenen Patienten sind bedroht von Tod, erneutem Herzinfarkt, Manifestation der Atherosklerose an anderen Organen, häufigen Krankenhausaufenthalten und einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität.

Patienten mit Diabetes mellitus erreichen noch häufiger als Nicht-Diabetiker diese Endpunkte.

In der Sekundärprävention nach Myokardinfarkt haben sich zahlreiche nicht-medikamentöse Behandlungsprinzipien durchgesetzt. Hierzu gehören insbesondere körperliche Aktivität und eine cholesterinarme, balaststoff- und vitaminreiche Ernährung.

Darüber hinaus haben medikamentöse Behandlungsformen zu einer deutlichen Reduktion der Morbidität und der Sterberate von Patienten nach Myokardinfarkt geführt. Die wichtigsten Therapiesäulen neben der Acetylsalizylsäure stellen hierbei die Betablocker, die ACE-Hemmer/AT1-Rezeptor-Antagonisten und die Lipidsenker dar. Für sämtliche Medikamentenklassen wurde eine überragende Bedeutung bei diesem Patientenkollektiv in zahlreichen grossen Studien dokumentiert. Subgruppenanalysen dieser Studien, aber auch eigen in Diabeteskollektiven durchgeführte Studien, konnten eindeutig zeigen, dass Patienten mit Diabetes mellitus ebenso wie Nicht-Diabetiker von einer Betablocker-Therapie, ACE-Hemmern und Statinen in der Sekundärpräventionssituation profitieren. Dies gilt zu allererst für Betablocker, wenn auch in einigen Studien eine Verschlechterung der metabolischen Situation durch diese Medikamente nachgewiesen werden konnten. Die positiven Effekte der Betablockade überwiegen diese negativen Stoffwechselbefunde bei weitem. Die Therapie mit ACE-Hemmern oder AT1-Rezeptor-Antagonisten dient der Hemmung des Postmyokardinfarkt-Remodeling, der Athero- und Nephroprotektion sowie der Blutdruckeinstellung. Insbesondere in bezug auf die Blutdruckeinstellung sind für Diabetiker striktere Grenzwerte zu beachten. Die Behandlung mit HMG-Co-Enzym-A-Reduktase-Inhibitoren (Statine) gehört zur Standardtherapie nach Herzinfarkt. Diese Medikamente haben sich als effizient bei Diabetikern und auch bei Nicht-Diabetikern erwiesen. Die Ziel-LDL-Plasma-Konzentrationen liegen weiterhin bei 100 mg/dl, bei Hochrisikopatienten und hierzu gehören insbesondere Diabetiker,  sind Zielwerte von £ 70 mg/dl eine therapeutische Option.

Angesichts der sehr hohen kardiovaskulären Ereignisrate bei Patienten mit Diabetes mellitus muss auf eine konsequente Sekundärprävention geachtet werden. Hierzu gehören ohne Zweifel Betablocker, ACE-Hemmer/AT1-Rezeptor-Antagonisten und Statine. Obwohl die meisten Studien eine begrenzte Laufzeit aufweisen, muss hierbei von einer lebenslangen Therapie ausgegangen werden.


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