Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Herzrhythmusstörungen in der Schwangerschaft
E. Hoffmann1
11. Medizinische Abteilung - Kardiologie, Städt. Krankenhaus München Bogenhausen, München, BusinessLogic.Land;

In der Schwangerschaft ist die Inzidenz kardialer Arrhythmien bei Patientinnen mit und ohne strukturelle Herzerkrankung erhöht. Eine atriale Extrasystolie findet sich bei ca. 50 % aller Schwangeren. Atriale wie ventrikuläre Extrasystolen sind als benigne, meist ohne Behandlungsbedürftigkeit einzustufen. Anhaltende supraventrikuläre Tachykardien (SVT) sind selten (2 - 3 o/oo), allerdings muß bei etwa 20 % der Patientinnen mit vorbekannten SVTs während der Schwangerschaft mit einer Zunahme symptomatischer Tachykardien gerechnet werden. Das Auftreten von Vorhofflimmern und -flattern ist selten und meist mit rheumatischen Klappenvitien assoziiert. Ventrikuläre Tachyarrhyhmien treten bei herzgesunden Schwangeren nur vereinzelt auf, sind meist jedoch Ausdruck der Aggravation einer bestehenden strukturellen Herzerkrankung oder mit der Einnahme repolarisations-verlängernder Medikamente, mit Elektrolytimbalancen oder mit Präeklampsie assoziiert.

Palpitationen, Schwindel und Synkopen stellen bei Schwangeren häufige Symptome dar, sind jedoch selten mit dem Auftreten kardialer Arrhythmien assoziiert. Physiologisch kommt es in der Schwangerschaft zu gravierenden hämodynamischen und hormonellen Veränderungen. Gerade der hormonelle Einfluß auf zellulärer Ebene ist möglicherweise für die elektrische Instabilität im Myokard und damit für die Arrhythmogenese von großer Bedeutung. Die hyperdynamen Kreislaufverhältnisse während der gesamten Schwangerschaft stellen eine erhebliche Belastungssituation insbesondere für strukturell herzkranke Patientinnen dar,die zur Aggravation der kardialen Grunderkrankung und konsekutiv zum Auftreten kardialer Arrhythmien führen können.

Die Indikation zu medikamentösen oder nicht-medikamentösen Therapie sollte bei Schwangeren immer streng gestellt und wenn möglich, in den ersten 8 Wochen der Schwangerschaft vermieden werden. Die Entscheidung zur Therapie hängt dabei entscheidend von der klinischen Symptomatik und der hämodynamischen Stabilität von Mutter und Kind ab. Dabei sind die Art der kardialen Grunderkrankung, die Pumpfunktion sowie die Herzfrequenz, die Art und Dauer der Arrhythmie wichtige Parameter. Behandelbare Ursachen sollte ausgeschlossen und die kardiale Grunderkrankung optimal behandelt sein. Zur Akuttherapie bei hämodynamischer Instabilität kann eine elektrische Kardioversion oder die Gabe von Adenosin i.v. nach frustranen vagalen Manövern erfolgen. Zur prophylaktischen Langzeit-Therapie ist die Gabe von Betablockern in kleinstmöglicher Dosierung oder Digoxin Mittel der ersten Wahl. Zum Einsatz von Antiarrhythmika der Klassen I und III liegen derzeit keine kontrollierten Studiendaten vor. Einzelberichte weisen auf mögliche fetale Bradykardien, Proarrhythmien und Wachstumsretardierungen als Nebenwirkungen hin. Ein engmaschiges Monitoring sowie konsequente Dosisanpassungen der gegebenen Medikamente sind während der gesamten Schwangerschaft notwendig. Die Implantation eines Schrittmachers kann während einer Schwangerschaft problemlos erfolgen, Berichte zur Neuimplantation eines implantierbaren Defibrillators liegen nicht vor. Bei medikamentös-therapierefraktären, schlecht tolerierten supraventrikulären Tachykardien ist während des 2. Trimesters der Schwangerschaft eine Katheterablation bei Minimierung der Strahlenexposition möglich.

In jedem Fall stellt die Behandlung einer Schwangeren mit kardialen Arrhythmien eine große Herausforderung dar und erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Gynäkologen, Neonatolgen und Kardiologen.


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