Z Kardiol 94: Suppl 2 (2005)

Herzrhythmusstörungen bei Diabetes und metabolischem Syndrom
W. Schöls1
1Klinik für Kardiologie u. Angiologie, Herzzentrum Duisburg, Duisburg;
Während der Diabetes mellitus primär anhand pathologischer Nüchtern-Glucosewerte und ggf. eines pathologischen Glucose-Toleranztestes diagnostiziert wird, ist die Diagnose des metabolischen Syndroms an das Vorliegen von mindestens drei der nachfolgenden Konditionen gebunden: Hyperglykämie, erniedrigtes HDL-Cholesterin, Hypertriglyceridämie, arterielle Hypertonie und zentrale Adipositas. Pathophysiologsch kommt der Insulinresistenz eine zentrale Bedeutung zu. Mit 10 bis 40% je nach Geschlecht und Lebensalter ist die Prävalenz hoch. Diabetes und metabolisches Syndrom sind assoziiert mit einer erhöhten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität, die Frage nach einer eigenständigen Bedeutung für die Arrhythmogenese ist kaum systematisch untersucht. Eine mögliche Kausalität wäre aus epidemiologischen Daten kaum abzuleiten, bedingt durch die hohe Prävalenz verschiedener Arrhythmien einerseits und der genannten Stoffwechselstörungen andererseits.Gleiches gilt für die Differenzierung von Primäreffekten durch Diabetes bzw. metabolisches Syndrom und von Sekundäreffekten durch die asoziierte kardiovaskuläre Morbidität. Eine Reihe von Einzelbefunden könnte, über die Entwicklung der diabetischen Mikro- und Makro-Angiopathie hinaus, sowohl primär für die Arrhythmogenese, als auch sekundär für die Pathogenese kardiovaskulärer Folgeerkrankungen von Bedeutung sein.So findet sich eine Erhöhung des C-reaktiven Proteins und verschiedener Gerinnungsfaktoren als Ausdruck eines proinflammatorischen bzw. prokoagulatorischen Zustandes. Daneben weisen speziell Diabetiker häufig eine QT-Verlängerung und erhöhte Sinusfrequenzen auf, am ehesten als Audruck einer autonomen Neuropathie. Beide Parameter gelten auch als Indikatoren einer erhöhten kardiovaskulären Mortalität, möglicherweise auf der Grundlage tachykarder Rhythmusstörungen. Elektrolytstörungen und Arzneimittelinteraktionen im Rahmen der Grunderkrankung bzw. deren Therapie mögen in dieser Hinsicht eine begünstigende Rolle spielen. An kleinen Patientenkollektiven wurden auch Unterschiede in Refraktär- und Leitungseigenschaften des Herzens in Abhängigkeit vom Vorliegen bzw. Fehlen eines metabolischen Syndroms nachgewiesen, möglicherweise als Ausdruck direkter elektrophysiologischer Effekte spezifischer Stoffwechselprodukte. Insgesamt geht die erhöhte Inzidenz kardiovsakulärer Erkrankungen bei Diabetes mellitus und metabolischem Syndrom auch mit einer erhöhten Inzidenz ventrikulärer und supraventrikulärer Arryhthmien einher, wobei speziell der diabetischen Neuropathie und ggf. auch direkten Membraneffekten eine eigenständige pathophysiologische Bedeutung zukommen könnte. 

http://www.abstractserver.de/dgk2005/ht/abstracts/H164.htm