H459 MRT: One stop shop?
M.Friedrich
Franz-Volhard-Klinik Univ.Klinik Charite Campus Berlin-Buch, Berlin.

“One-stop shop” bedeutet in diesem Zusammenhang den Anspruch, mit einem Bild gebenden System alle (relevanten) klinischen Fragen beantworten zu können. Das ist sicher ein eher vermessenes als realistisches Ziel.

Die wichtigsten Fragestellungen an die Bildgebung in der Kardiologie erstrecken sich u.a. auf:

- Herz: Volumina, regionale und globale Funktion, Morphologie, Klappenfunktion und -Morphologie, Ischämie/Perfusion, Flussquantifizierung, reversible (Entzündung) und irreversible (Narbe/Fibrose) Gewebeveränderungen

- Gefäße: Lumen-Veränderungen (Stenose, Ektasie), Koronarangiographie, Flussquantifizierung, Plaque-Charakterisierung

Bislang noch nicht Teil der klinischen Anwendung sind Veränderungen des Stoffwechsels (über Fragen der Ischämie und Vitalität hinaus) und der Ultrastruktur.

Die Kardio-MRT liefert eine exakte Darstellung der Anatomie mit hoher zeitlicher Auflösung (bis über 100 Bilder/Sekunde) und einen hohen nativen und spezifisch steuerbaren Bildkontrast.

Durch diese Eigenschaften hat sie sich zum nichtinvasiven Goldstandard entwickelt für:

- Volumina, regionale und globale Funktion und Morphologie sowie irreversible (Narbe/Fibrose) Gewebeveränderungen

Die Technik hat einen etablierten klinischen Stellenwert ohne den Anspruch des Goldstandards für:

- Ischämie, Flussquantifizierung, Lumen-Veränderungen an Gefäßen

Eine hervorragende Eignung mit noch noch laufender klinischer Validierung besteht für:

- Klappenmorphologie, Perfusion, reversible Gewebeveränderungen, Plaque-Charakterisierung

Bislang unklar ist der künftige klinische Stellenwert noch für die:

- Koronarangiographie,

Neben wenigen Kontraindikationen wie Schrittmacher sind die noch unzureichende Verbreitung erfahrener Zentren und der finanzielle Aufwand limitierende Faktoren.

Auch wenn die Propagierung eines “one-stop shop” unsinnig wäre, kann die Kardio-MRT heute schon für die meisten Fragestellungen als sinnvolle Ergänzung des vorhandenen diagnostischen Spektrums betrachtet werden, wenn exakte quantitative Daten oder Aussagen zu Gewebeveränderungen erforderlich sind.

Eine bessere Bezeichnung als “one-stop shop” wäre daher “reference shop”. Künftige Entwicklungen werden die MRT-Technik erweitern und den Aufwand verringern. Daher muss diese Rollendefinition immer wieder überprüft werden.