H351 Endografts der Aorta: Zu früh gelobt?
W.Sandmann, T.Pfeiffer, K.Grabitz
Klinik für Gefäßchirurgie und Nierentransplantation, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf.

Die endovaskuläre Behandlung des Aortenaneurysma mittels Stentprothesen begann mit “home made grafts” durch Juan Parodi 1991. Diese Entwicklung fand sehr schnell einen größeren Herstellerkreis, da die mit dem Produkt verbundenen Möglichkeiten, sowohl was den Profit für den Hersteller, als auch den zu erwartenden Benefit für den Patienten anging, sehr verlockend waren. Mittlerweile haben die Prothesen und die Einführungsbestecke eine große Sicherheit und serielle Reife erreicht, so daß von einigen Kliniken diese Produkte in großen Zahlen angewendet werden. Allerdings zeigte sich, daß nur ausgewählte Aneurysmaformen mit Stentgrafts behandelt werden können, daß für verschiedene Formen und verschiedene Aneurysmaausdehnung auch verschiedene Prothesentypen von verschiedenen Herstellern nötig sein können, und daß die Frühkomplikationen nicht geringer sind als die der konventionellen Chirurgie, jeweils in erfahrenen Händen.

Berücksichtigt man die bisherigen Ergebnisse, so zeigt das verwendete Material der Endografts Ermüdungserscheinungen, Brüche, Zerreißungen und führt dazu zu Leckagen, Migrationen, Abknickung, Thrombosierung und in Einzelfällen auch zur Infektion.

Im Langzeitverlauf kann bei zunächst erfolgreicher Abgrenzung des Aneurysmasackes von dem Blutstrom wieder eine Leckage auftreten, wenn als Folge des “Therapieerfolges” der Aneurysmasack nicht nur in radiärer, sondern auch in longitudinaler Ausdehnung morphometrisch Veränderungen entwickelt. Vorteilig für diese Methode ist das geringe Op.-Trauma, der kurze Krankenhausaufenthalt und ein vergleichsweise geringer Blutverlust. Nachteilig ist die geringere Haltbarkeit des Prothesenmaterials, die Notwendigkeit, auch gesunde Gefäßabschnitte zu “überstenten”, ggf. Ausschaltungen von Organ- und Beckenarterien mit ischämischen Folgen hinnehmen zu müssen und die Notwendigkeit der regelmäßigen Kontrolluntersuchung in kürzeren Abständen, um Leckagen rechtzeitig zu entdecken und zu behandeln.

Trotz der Therapie mit Stentgrafts beträgt die jährliche Rupturrate immer noch 1 % und damit kann diese Therapieform keinesfalls die gleiche Sicherheit liefern wie die konventionelle offene Methode. Insofern richtet sich die Rationale der Indikation auf Subgruppen (hohes Alter, rupturiertes Aneurysma etc.). Da einige Hersteller ihre Produkte bereits vom Markt genommen haben oder z. Zt. vom Markt nehmen, da erhebliche Regreßforderungen wegen Versagensrate aufgetreten sind, wird bezweifelt, daß mit Ausnahme von Sonderindikationen die Stentgraft-Behandlung einen sicheren Platz im Therapiespektrum der Versorgung des infrarenalen Aortenaneurysma erreichen wird.