H213 Ventrikuläre Arrhythmien: Primärprophylaxe mit implantierbarem Defibrillator (ICD).
B.Lüderitz
Medizinische Klinik u. Poliklinik II, Universitätsklinikum Bonn, Bonn.

Unter Primärprophylaxe bzw. –prävention des plötzlichen Herztodes mittels ICD wird die Implantation eines entsprechenden Gerätes ohne vorangegangene klinisch manifeste ventrikuläre Tachyarrhythmie verstanden. Bislang liegen zu dieser Frage vier größere Studien vor: MADIT I und II (Multicenter Automatic Defibrillator Implantation Trial), MUSTT (Multicenter Unsustained Tachycardia Trial) und CABG-Patch (Coronary Artery Bypass Graft Patch Trial). Von besonderer Bedeutung ist die 2002 im NEJM publizierte MADIT II-Studie, die zu einer Revision der US-amerikanischen Leitlinien Anlass gab: Demnach ist eine prophylaktische ICD-Implantation gegeben bei einer linksventrikulären Auswurffraktion von 30% oder darunter, sofern ein Myokardinfarkt mindestens einen Monat zurückliegt oder drei Monate nach einem koronarchirurgischen Eingriff vergangen sind. Dabei wird vorausgesetzt, dass die medikamentöse Basistherapie optimalen Voraussetzungen entspricht. Insbesondere ist dabei die Betablocker-Therapie zu berücksichtigen. – Eine optimierte Risikostratifizierung derjenigen Patienten, die auch tatsächlich von einer ICD-Implantation profitieren, steht allerdings noch aus. In einer aktuellen Untersuchung (Bloomfield ACC 2003) hatte sich der positive elektrische T-Wellen Alternans (TWA) als Indikator für ein sehr hohes Sterblichkeitsrisiko erwiesen, - im Vergleich zu einer nicht entsprechend stratifizierten MADIT II-Population. Etwa ein Drittel der MADIT II-Patienten war TWA negativ und würde somit keinen Vorteil durch eine ICD-Implantation erfahren.

FAZIT: Die Wirksamkeit der Primärprophylaxe mit implantierbarem Defibrillator ist bewiesen im chronischen Infarktstadium bei niedriger linksventrikulärer Auswurffraktion und/oder induzierbaren ventrikulären Tachyarrhythmien - als allgemein akzeptierte bzw. mögliche Indikation. Nicht bewiesen ist die ICD-Primärprophylaxe bei akutem Myokardinfarkt oder dilatativer Kardiomyopathie.