H212 Risikostratifizierung: Rolle der invasiven elektrophysiologischen Untersuchung (EPU).
S.Hohnloser
Med. Klinik IV Kardiologie /Abtlg. Klin. ElektrophysiologieJ.W. Goethe Universität Frankfurt, Frankfurt/Main.

Die Effektivität des implantierbaren Defibrillators (ICD) bei der Verhinderung des plötzlichen Herztodes ist zweifelsfrei nachgewiesen. Um diese Kosten-intensive Therapie möglichst wirksam einsetzen zu können, ist eine genaue Identifikation der Patienten mit dem höchsten Gefährdungspotenzial erforderlich.

Die MADIT I und die MUSTT Studie – beide durchgeführt an KHK Patienten mit zurückliegendem Infarkt - haben diese Risikostratifizierung mittels der EPU durchgeführt und waren in der Lage, Hochrisikokollektive zu definieren, die vom ICD profitierten. Allerdings zeigte sich bereits in der MUSTT Studie, dass auch bei der EPU nicht induzierbare Patienten eine Rhythmus-bedingte Mortalität von 24% nach 4 Jahren aufwiesen. Die MADIT II Studie randomisierte daher KHK Patienten mit reduzierter LVEF ( 30%) unabhängig von den Ergebnissen der EPU und konnte trotzdem einen Überlebensvorteil für die mit ICD versorgten Patienten nachweisen. Die Ergebnisse der EPU wurden nach Abschluss der MADIT II Studie “post hoc” analysiert; dabei zeigte es sich, dass die EPU Resultate nicht vorhersagen konnten, welche Patienten den ICD zur Beendigung ventrikulärer Tachyarrhythmien während der Nachbeobachtungsphase tatsächlich benutzen würden.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, daß die EPU bei Patienten mit anderer Grunderkrankung als KHK, z.B. bei idiopathischer dilatativer Kardiomyopathie, keinen prädiktiven Wert bei der Risikostratifizierung besitzt.

Schließlich ist festzuhalten, daß die EPU aufgrund ihres invasiven Charakters nur an speziellen elektrophysiologischen Zentren angewendet werden kann. Diese Methode ist daher zur initialen Risikoabschätzung an der Mehrzahl der Kliniken nicht einsetzbar.

Zusammenfassend stellt die EPU eine Methode dar, mit Hilfe derer innerhalb der Gruppe der Koronarkranken mit deutlich eingeschränkter LV-Funktion eine Hochrisikogruppe von Patienten identifiziert werden kann, die maximalen Profit von der ICD Therapie erfahren können. Mit Ausnahme dieser speziellen Situation stellt die EPU aber kein Screening Verfahren zur Risikoabschätzung von Patienten dar, die generell durch den plötzlichen Herztod gefährdet sind.