H187 | Chirurgische Therapie: Gibt es eine Indikation? |
H.Kottkamp, G.Hindricks | |
Herzzentrum der Universität Leipzig, Kardiologie - Abt. f. Rhythmologie, Leipzig. |
Die interventionelle Therapie von Vorhofflimmern orientiert sich an den pathophysiologischen Eckpfeilern der Arrhythmie - an der Initiierung durch Ekopie und der Aufrechterhaltung durch kreisende Erregungen (reentry). Die Maze-Operation hat als erste interventionelle Maßnahme zur kurativen Therapie von Vorhofflimmern hohe Erfolgsraten auch im Langzeitverlauf erbracht. Pathophysiologisch betrachtet stellt die Maze-Operation eine Kombinationsbehandlung aus Triggerelimination durch Pulmonalvenenisolation, aus Massenreduktion durch Amputation beider Vorhofohren sowie aus Substratmodifikation durch Platzierung biatrialer linearer Inzisionen dar. Klinische Studien mit perkutaner Katheterablation durch Platzierung linearer Läsionen zur Substratmodifikation erbrachten keine positiven Ergebnisse, wobei unklar blieb, ob unzureichende Konzepte verfolgt wurden oder ob richtige Konzepte perkutan nicht umgesetzt werden konnten. Neuere Studien zur perkutanen Pulmonalvenendiskonnektion mit dem Ziel der Triggerelimination erbrachten in Untergruppen von Patienten mit paroxysmalem Vorhofflimmern in der Frühphase nach Ablation erfolgversprechende Ergebnisse. Langzeitergebnisse mit dieser Methode stehen jedoch aus und eine Übertragbarkeit dieser Methode auf die größte Untergruppe von Patienten mit Vorhofflimmern - d.h. Vorhofflimmern mit bedeutsamer struktureller Herzerkrankung - erscheint zurzeit nicht wahrscheinlich. Im Gegensatz zu Studien mit perkutaner Katheterablation zur Substratmodifikation konnte mit der IRAAF-Studie (intraoperative radiofrequency ablation of atrial fibrillation) ein spezifisches Konzept validiert werden, das auf der Platzierung linksatrialer linearer Linien zur Verhinderung anatomischer Reentrykreise ohne Triggerelimination und ohne Massenreduktion beruht. Die Langzeitergebnisse dieser intraoperativen Intervention erbrachten bei paroxysmalem wie bei persistierendem Vorhofflimmern Erfolgsraten von >90 %. Aufgrund von sogen. Kollateralschäden (Ösophagusperforation) musste eine methodische Modifizierung erfolgen. Durch die chirurgische IRAAF-Studie wurde ein reines linksatriales lineares Linienkonzept zur Substratmodifikation bei Patienten mit paroxysmalem und persistierendem Vorhofflimmern eingesetzt und erbrachte im Langzeitverlauf hohe Erfolgsraten. Der große Vorteil der intraoperativen Intervention war dabei, dass unter direkter Sicht ein spezifisches Konzept auch tatsächlich umgesetzt und so validiert werden konnte. In den kommenden Jahren können sich jetzt klinische Studien zur perkutanen Substratmodifikation an dem Konzept und den Ergebnissen der IRAAF-Studie messen. Die interventionelle Therapie von Vorhofflimmern befindet sich weiterhin in der Phase der klinischen Erprobung. Das Konzept der Substratmodifikation durch Platzierung rein linksatrialer Linien zur Verhinderung von anatomischem Reentry erscheint sehr erfolgversprechend, möglicherweise auch in der perkutanen Umsetzung unter Verwendung des elektromagnetischen Mappingsystems (Carto) oder in Zukunft under Verwendung neuartiger Kathetergenerationen. Die chirurgischen Studien mit intraoperativer Ablation können auch weiterhin bedeutsam zur Validierung von Therapiekonzepten zur kurativen Therapie von Vorhofflimmern beitragen. |