P134 Das Abrupte Coronare No-Flow Phänomen (ACNF) bei hypertrophischer Kardiomyopathie.
F.Lieder, T.Lawrenz, Chr.Leuner, L.Obergassel, F.Gietzen, H.Kuhn
Klinikum Bielefeld Mitte, Bielefeld.

Nach kasuistischen Beobachtungen verschiedener Arbeitsgruppen kann es in einer oder mehreren Gefäßregionen der Koronararterien in Rahmen der katheterinterventionellen Behandlung von Patienten mit HOCM als potentiell schwerwiegende Komplikation zum plötzlichen Sistieren des Kontrastmittels kommen (Abruptes Coronares No-Flow (ACNF), ein no-reflow ähnliches Phänomen). Wir berichten über unsere bisherigen Erfahrungen.

Ein ACNF wurde bisher bei 11 Pat. mit HOCM beobachtet (Alter 55±14 Jahre (31-72), 8 Männern; 11/392 Katheterbehandlungen (2,8% ACNF)). Bei 5 Pat. trat ein ACNF während der diagnostischen Koronarangiographie vor jeglicher Alkoholinjektion (C2) auf. Bei einem Pat. wurde die Behandlung abgebrochen, bei einem zweiten Pat. konnte der nachfolgende kardiogene Schock mit extremer Zunahme der intraventrikulären Obstruktion durch eine notfallmäßige Alkoholablation beherrscht werden. Bei 6 Pat. trat der ACNF 5 bis 15 Min. nach C2 auf (1,6±0,5 ml; 1,2-2,5), die nachfolgende CK Aktivität betrug 1918±1827 U/l, (849-5151) (CK-MB: 167±67 U/L; 64-256). Gefäßregionen waren LAD, ramus diagonalis, RCX oder alle Segmente der LCA. Die Folge des ACNF reichte von großen persistierenden Infarktarealen mit 2 Todesfällen (ein Pat. vor, ein Pat. nach C2) bis zu klinisch unauffälligen Verläufen und völliger Remission der regionalen Kontraktionsstörung. Risikofaktor bei allen Patienten waren ein psychisch enorm angespanntes Persönlichkeitsprofil, oft in Verbindung mit einer bedeutsamen kathetertechnisch-vagalen Stimulation (schwierige Intubation des Koronarvenensinus (Studie), kinking der Arterien der Beckenetagen mit Paravasat).

Schlussfolgerung: Die Bedeutung des ACNF bei HOCM wurde bisher offenbar erheblich unterschätzt und auch fehlinterpretiert (“Alkohol-Fehlplatzierung”). Es dürfte der bei HOCM häufig gefundenen autonomen Dysfunktion im Sinne einer systemischen Erkrankung der HOCM entsprechen. Therapeutisch und/oder prophylaktische Maßnahmen beinhalten tiefe Sedierung der Patienten sowie intravenöse bzw. intrakoronare Applikation von Verapamil, Urapidil oder Adenosin.