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*A277*
*A277* 15.07.2019 10:20
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Hintergrund: Aufgrund des medizinischen Fortschrittes der letzten Jahrzehnte im Bereich der Herzchirurgie konnte die postoperative Mortalität von Frauen gesenkt werden. Trotzdem liegt diese noch deutlich über der postoperativen Mortalität von Männern, so dass auch in der Herzchirurgie zunehmend auf genderspezifische Therapien und deren Behandlungserfolge geachtet wird. Im Bereich der Katheterbehandlung von Vorhofflimmern konnten ausgewiesene Unterschiede in Bezug auf die Ergebnisse der Ablation und Risiken der Prozedur aufgezeigt werden. So zeigten Frauen im Vergleich zu Männern eine kürzere Dauer der Energieablation, im Gegensatz dazu aber eine höhere Rate an Inhospitalkomplikationen, hervorgerufen durch eine höhere Blutungskomplikationsrate und höhere Schrittmacherrate. Ebenso wiesen Frauen bei der Katheterbehandlung eine höhere Rate an Vorhofflimmerrezidiven auf. Ziel der vorgestellten Studie ist es, mithilfe der Ergebnisse des CASE-AF Registers, mögliche Unterschiede nach chirurgischer Vorhofflimmerablation im Rahmen einer Herzoperation aufzuzeigen. Das deutsche multizentrische CASE-AF (CArdio SurgEry – Atrial Fibrillation) wurde 2017 unter dem Dach der Stiftung Institut für Herzinfarktforschung, zur Langzeitbeobachtung kardiochirurgisch vorhofflimmerabladierter Patienten etabliert.
Methoden: Es
wurden 762 Patienten (♀n=233, ♂n=529)
des CASE-AF Registers analysiert. Es wurden die Basis-, sowie periprozedurale
Parameter und das Outcome zum Zeitpunkt der Krankenhausentlassung zwischen
Männern und Frauen verglichen.
Ergebnisse: Frauen
besaßen zum Zeitpunkt der Ablation das gleiche Alter wie Männer (♀=69,2±
8,6, ♂=68,2 ± 9,7; p=n.s.) und
wiesen eine höhere Prävalenz an paroxysmalem Vorhofflimmern auf (♀=62,0%,
♂=50,4%; p<0,01). Zum Zeitpunkt der
Ablation wiesen Frauen einen geringeren BMI als Männer auf (♀=26,8
± 5,6, ♂=27,9 ± 4,8; p<0,01). Zusätzlich
zeigten Frauen eine niedrigere Rate an kardiovaskulären Grunderkrankungen (♀=20,9%, ♂=39,4%; p<0,0001) und eine höhere Rate an
Klappenerkrankungen (♀=68,4%, ♂=51,5%; p<0,0001). Bei Frauen erfolgte nicht seltener eine alleinige
chirurgische Therapie des Vorhofflimmerns (♀=7,1%, ♂=8,2%; p=n.s.), zusätzlich wurden sie
signifikant weniger epikardial abladiert als Männer (♀=59,4%, ♂=67,5%; p<0,05). Die Energieapplikationsdauer unterschied sich zwischen den
Geschlechtern, sowie zwischen der Radiofrequenz-Methode (♀=371sek± 374sek, ♂=403sek±449sek; p=n.s.) und der Cryo-Technik (♀= 443sek±225sek, ♂= 447sek±212sek; p=n.s.) nicht.
Jedoch war der individuelle Schwierigkeitsgrad der Ablation bei Männern höher
als bei Frauen (p<0,05). Ein Unterschied in Bezug auf schwere
Komplikationen bestand nicht (♀=3,2%, ♂=1,8%;
p=n.s.). In Bezug auf moderate Komplikationen wiesen Frauen eine erhöhte Rate
an drittgradigen AV-Blockierungen auf (♀=6,3%, ♂=2,8%;
p <0,05). Die stationäre Behandlungsdauer war bei Frauen länger (♀=13d, ♂=12d; p<0,05). Zum Zeitpunkt der Entlassung wurden bei Frauen mehr Vitamin K
Antagonisten verabreicht (♀=56,9%, ♂=42,5%; p< 0,001), Männer nahmen mehr DOAKs ein (♀= 32,0%,
♂= 42,2%; p<0,01). Es zeigte sich kein
Unterschied hinsichtlich der Etablierung eines Sinusrhythmus zum Zeitpunkt der
Entlassung (♀= 66,2%, ♂= 62,0%,
p=n.s.).
Fazit: Die
chirurgische Vorhofflimmerablation ist mit einem genderspezifischen
Risikoprofil und damit einhergehenden höheren Komplikationsraten
vergesellschaftet. Dieser
geschlechtsspezifische Unterschied sollte in der klinischen Praxis beachtet
werden.