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Prävalenz von Patienten mit Familiärer Hypercholesterinämie in kardiologischen Praxen

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Professor Ulrich Laufs, Homburg/Saar

Hintergrund der Untersuchung:

Patienten mit der autosomal-dominant vererbten Familiären Hypercholesteinämie (FH) sind von Geburt an durch hohe LDL-Cholesterinserummkonzentrationen gekennzeichnet und weisen ein sehr hohes Risiko für frühzeitige kardiovaskuläre Ereignisse auf. Die Prävalenz von Patienten mit FH in Deutschland und ihre Behandlungssituation sind bislang nicht gut charakterisiert. Dieses Register untersucht die Häufigkeit von Patienten mit FH in den Praxen von niedergelassenen Kardiologen.

Methodik:

Die Erhebung wurde im Dezember 2014 an 5 Tagen in 32 kardiologischen Praxen (49 beteiligte Ärzte) in Deutschland durchgeführt. Es wurden insgesamt 1000 Patienten untersucht. Die Einschlusskriterien waren ein kardiovaskuläres Ereignis in der Vorgeschichte und / oder eine bekannte Hypercholesterinämie, Alter > 18 Jahre und die Verfügbarkeit von Laborwerten am Untersuchungstag. Für die Querschnittsanalyse wurden Art und Häufigkeit von kardiovaskulären Ereignissen, Risikofaktoren, Begleiterkrankungen und die Medikation erhoben. Die Definition von FH erfolgte anhand der Dutch Lipid Network Criteria (DLNC).

Ergebnisse:

Die teilnehmenden Kardiologen identifizierten n= 91 Patienten mit möglicher FH (DLNC Score ≥ 3 Punkte). Unter den Patienten waren 77% Männer, der body-mass-index betrug 29.7 ± 5.7. Fast alle Patienten (99 %) wiesen ≥ 1 kardiovaskuläres Ereignis in der Vorgeschichte auf. 48% hatten eine KHK und 44% hatten einen Myokardinfarkt in der Vorgeschichte. Die Diagnosen Type 2 Diabetes lagen in 24% und chronische Niereninsuffizienz in 11% der Fälle vor. 89 % der Patienten wurden mit einem Statin behandelt. Eine Kombinationstherapie mit Ezetimib wurde in 10% und mit Fibraten in 1% beobachtet, ein Patient war an der Lipoprotein- Apherese. Der mittlere LDL-C Spiegel am Untersuchungstag war 110,5 mg/dl. 48 % der Patienten erreichte ein LDL-C < 100 mg/dl und 10 % ein LDL-C < 70 mg/dl.

Schlussfolgerung:

Die Studie zeigt, dass etwa jeder zehnte Patient, der sich in einer deutschen Kardiologen-Praxis mit einer kardiovaskulären Vorgeschichte oder Hypercholesterinämie vorstellt, eine mögliche Familiäre Hypercholesteinämie aufweist. Die überwiegende Mehrheit dieser Patienten hat bereits ein kardiovaskuläres Ereignis überlebt, zeigt relevante Begleiterkrankungen und ist daher durch ein sehr hohes CV Risiko charakterisiert. Dennoch erreichen aktuell nur die Hälfte dieser Hochrisiko-Patienten einen LDL-C Zielwert <100 mg/dl. Etwa 90% der Patienten verfehlen ein LDL-C von 70 mg/dl, dem von den Fachgesellschaften (DGK, ESC, EAS) empfohlenen Zielwert für Hochrisikopatienten. Die Analyse weist daher auf ein großes Potential von Maßnahmen zur Verbesserung der Detektion und der Therapie von Patienten mit FH hin.

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit mehr als 9500 Mitgliedern. Sie ist die älteste und größte kardiologische Gesellschaft in Europa. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder und die Erstellung von Leitlinien. Weitere Informationen unter www.dgk.org