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Kardiologie-Innovationen: Biomarker für effektive und sichere Diagnosen

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Statement Prof. Dr. Stefan Blankenberg, Vorsitzender der Programmkommission der DGK; Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; DGK-Eröffnungspressekonferenz, 30. März 2016, 11 Uhr 30

Wichtige Neuerungen der medikamentösen Herz-Kreislauf-Medizin stehen auf der Agenda der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim. Besonders dynamisch entwickelt sich das Gebiet der Biomarker, die Diagnosen rascher, sicherer und effektiver machen.

Als Motto für die DGK-Jahrestagung 2016 wurde „High-Tech-Medizin“ gewählt, da sich die Kardiologie in einem stetigen Wandel mit vielen technischen Neuerungen befindet.

So sind diesem Jahr bedeutende Neuigkeiten der medikamentösen Therapie zu verzeichnen. Dazu zählen insbesondere die Ansätze der PCSK-9 Inhibition zur Behandlung der Hypercholesterinämie und die Angiotensin-Neprilysin-Inhibition im Rahmen der Herzinsuffizienztherapie. Beides sind Meilensteine der kardiovaskulären Medizin und unabdingbar mit dem Thema „High-Tech-Medizin“ verbunden.

Hochsensitiver Troponin-Test schließt Herzinfarkte zuverlässig aus

Auch im Bereich der Biomarker-Forschung gibt es wesentliche Neuerungen.​ Die Verwendung von Biomarkern ist in der kardiovaskulären Medizin gut etabliert und hat einen hohen Stellenwert bei der Diagnostik von Erkrankungen. Neben der Akut-Diagnostik können Biomarker auch zur Risikoabschätzung in der Allgemeinbevölkerung verwendet werden.

Die Diagnose eines Herzinfarktes beruht heute neben dem EKG vor allem auf einer Erhöhung des herzspezifischen Biomarkers Troponin, der aus untergehenden Herzmuskelzellen sezerniert wird. Für einen sicheren Ausschluss eines Herzinfarktes empfehlen die Leitlinien die wiederholte Messung nach ein oder drei Stunden. Durch Verwendung hochsensitiver Troponin-Tests können nun niedrigere Troponin-Konzentrationen als bisher gemessen werden. Im Rahmen der „Biomarkers in Acute Cardiac Care“ (BACC) Studie konnte kürzlich gezeigt werden, dass durch einen niedrigen Grenzwert von 6 ng/L bereits nach einer Stunde ein Herzinfarkt sicher ausgeschlossen werden kann. Auf dem diesjährigen DGK-Kongress wird erstmals gezeigt, dass die Anwendung eines besonders niedrigen Grenzwertes von 3 ng/L in Kombination mit einem nicht-ischämischen EKG bereits durch die einmalige Troponin-Messung direkt bei der Aufnahme ein Herzinfarkt sicher ausgeschlossen werden kann. Dadurch kann der Patient sehr schnell entlassen werden, wenn kein Infarkt vorliegt. Hier zeigt sich, dass durch die Zuhilfenahme modernster „High Tech“-Tests Medizin betrieben werden kann, die dem Wohle der Patienten dient.

Herzschwäche besser erkennen

Der Biomarker „NT-proBNP“ hingegen ist ein wichtiger Bestandteil für die Diagnose einer Herzinsuffizienz. Erhöhte Biomarker-Konzentrationen sind mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse assoziiert. Diesen Goldstandard erweitern wir ebenfalls in den letzten Jahren durch neue Biomarker, zum Beispiel MR-proADM und MR-proANP. Diese konnten ebenfalls positive Ergebnisse zeigen. Gerade im Zuge der aktuellen Revolution der medikamentösen Herzinsuffizienztherapie ist diese Verbesserung der Diagnostik entscheidend.

microRNA optimiert die Diagnostik

Im Rahmen der DGK-Jahrestagung werden weitere Neuerungen präsentiert. So ist insbesondere die Nutzung von kleinsten RNA-Bruchstücken, die nicht zur Kodierung von Genen genutzt werden, möglich. Diese microRNA (mRNA) genannten Fragmente können die Diagnose der Herzinsuffizienz, aber auch des Herzinfarktes optimieren.

Zusammenfassend können neuere Biomarker sowohl die Akutdiagnostik als auch die Risikoabschätzung weiter verbessern. Die aktuell wesentliche Veränderung in der Klinik stellt die Einführung hoch-sensitiver Troponin-Tests dar, welche den schnellen Ausschluss eines Herzinfarktes ermöglichen.