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Psychiatrische Erkrankungen bei Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern: Hohe Prävalenz an Depressionen und Angsterkrankungen – Ergebnisse der PsyConHeart-Studie

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Dr. Mechthild Westhoff-Bleck, Hannover

Patienten mit einer chronischen Erkrankung weisen häufig als Komorbidität eine psychiatrische Erkrankung, insbesondere Depressionen und Angsterkrankungen, auf. Bei Patienten mit kongenitalen Vitien liegen viele, vor allem europäische, auf Selbstbeurteilungsskalen beruhende Untersuchungen vor, die bei Erwachsenen mit angeborenen Herzfehlern eine mit Gesunden vergleichbare Häufigkeit oder gar niedrigere Prävalenz an Depressionen und Angsterkrankungen berichten. Drei kleine nordamerikanische Studien, die ein standardisiertes psychiatrisches Interview durchführten, berichten hingegen über eine erhöhte Prävalenz.

In Kooperation mit der psychiatrischen Klinik wurden 150 konsekutive Patienten der EMAH-Ambulanz der medizinischen Hochschule Hannover einem standardisierten psychiatrischen Interview unterzogen. Eingeschlossen wurden alle Patienten unabhängig vom Schweregrad der kardialen Erkrankung. Die Prävalenz psychiatrischer Erkrankungen wurden mit den Ergebnissen einer deutschen Querschnittstudie verglichen (Jacobi F et al. Int J Methods Psychiatr Res 2014;23(3): 304-19). Die Prävalenz psychischer Erkrankungen war signifikant höher als in der Normalbevölkerung. Dies betraf sowohl alle Depressionen als auch Major Depression und Dysthymie. Insgesamt waren Angsterkrankungen signifikant häufiger, wobei eine generalisierte Angststörung am häufigsten diagnostiziert wurde. (Abbildung 1). Abhängigkeitserkrankungen wie Nikotinkonsum, Alkoholabhängigkeit und Missbrauch waren in gleicher Häufigkeit wie in der Normalbevölkerung zu finden.

Insgesamt wurde bei 48% die Diagnose einer psychiatrischen Erkrankung gestellt, von denen 62 Patienten (41,3 %) eine Therapieempfehlung erhielten. Zum Zeitpunkt des Studieneinschlusses wiesen nur 16 (25.8 %) eine Therapie auf, es bestand eine Behandlungslücke von 74.2%.

Der Einfluss der diagnostizierten psychischen Erkrankung sowie somatischer Daten wie NYHA-Klasse, Schweregrad der Erkrankung, Anzahl operativer Eingriffe, Alter, Geschlecht auf die Lebensqualität wurde mit einem Fragebogen zur Erfassung der Lebensqualität (WHO-QL) evaluiert. Die Major Depression hatte als einziger evaluierter Faktor einen Einfluss auf alle erfragten Bereiche. Die NYHA Klasse war ein unabhängiger Prädiktor für die Gesamtlebensqualität und die physische Lebensqualität.

Neben dem psychiatrischen Interview wurden auch gängige Selbstbeurteilungsbögen wie der HADS (Hospital Anxiety and Depression Score) und der BDI-2 (Beck depression inventory) erhoben. In Abhängigkeit vom gewählten Cut-off-Punkt ergaben sich unzureichende Sensitivitäten und Spezifitäten (Tabelle 1).

Psychische Erkrankungen treten wie bei allen anderen chronischen Erkrankungen häufig auf. Sie werden selten diagnostiziert und behandelt. Eine Behandlung kann zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Angesichts der hohen Prävalenz sollten alle EMAH-Patienten die Möglichkeit einer psychologischen Evaluation erhalten.

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