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Prävalenz der kardialen Beteiligung bei Patienten mit Erkrankungen aus dem Rheumatoiden Formenkreis – Daten der RHEU-M(A)R Studie

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Dr. Simon Greulich, Stuttgart 

Einleitung und Ziel der Studie: Es besteht große Uneinigkeit über die Prävalenz einer kardialen Beteiligung bei Patienten mit Erkrankungen aus dem rheumatoiden Formenkreis. Eine kardiale Beteiligung ist bei dieser heterogenen Gruppe von Erkrankungen von hoher klinischer Relevanz, sie kann sowohl Einfluss auf unterschiedliche Therapieregimes als auch auf die Prognose der Patienten haben. Primäres Ziel der RHEU-M(A)R (RHEU-matic diseases in cardiac M(A)R) Studie war somit die Prävalenz einer kardialen Beteiligung bei verschiedenen rheumatoiden Systemerkrankungen prospektiv zu untersuchen.

Methoden: Es wurden konsekutiv n=83 Patienten mit verschiedenen rheumatischen Erkrankungen eingeschlossen, welche alle ein kardiales MRT (CMR) mit der Frage nach kardialer Beteiligung erhielten. Die CMR Untersuchung umfasste Cine-Bilder (erlauben Aussage über Morphologie und Funktion) sowie Late Gadolinium Enhancement (LGE)-Sequenzen (zum Nachweis von Narbe/Fibrose). Kardiale Beteiligung wurde definiert als Vorhandensein von nicht-ischämietypischem LGE und/oder ischämietypischem LGE bei rheumatischen Erkrankungen, welche bekanntermaßen eine Vaskulitis der Koronarien verursachen können. Ausschlusskriterien waren eine bekannte KHK, vormalige Bypass OP oder Z.n. Myokardinfarkt.

Ergebnisse: Insgesamt wurden n=83 Patienten (davon 57 Frauen) eingeschlossen, die mittlere Ejektionsfraktion war 66%, das mittlere Alter betrug 52 Jahre. Bei 19 von 83 Patienten (Prävalenz 23%) ließ sich ein LGE, vereinbar mit kardialer Beteiligung, nachweisen. Aufgrund der Viel-zahl der rheumatischen Systemerkrankungen (s. Abbildung 1) wurden 4 Subgruppen gebildet:

1) ANCA-positive Vaskulitiden (EGPA = Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis/Churg Strauss Syndrom, GPA = Granulomatose und Polyangiitis/M. Wegener, MPA = Mikroskopische Polyangiitis), n=30,
2) Andere Vaskulitiden (Takayasu, Kawasaki, IgA Vaskulitis), n=6,
3) Kollagenosen (Systemsklerose, Mixed Connective Tissue Disorder, Sjögren Syndrom, Systemischer Lupus Erythematodes, Overlap Syndrom, CREST Syndrom), n=38,
4) Rheumatoide Arthritis (RA), n=9.

Diese 4 Subgruppen wiesen eine ganz unterschiedliche Prävalenz von LGE auf: 38% der ANCA-positiven Vaskulitiden zeigten LGE, n=10 der 11 Patienten zeigten ein nicht-ischämisches LGE, n=1 wies ein ischämisches LGE auf. Die Gruppe der „Anderen Vaskulitiden“ zeigte mit 83% die höchste Prävalenz für LGE (wobei 1 Patient sowohl ein ischämisches als auch nicht-ischämisches LGE zeigte). Die Gruppe der Kollagenosen wies mit 8% (ausschließlich nicht-ischämischem) LGE eine niedrige Prävalenz auf. Bei Patienten mit Rheumatoider Arthritis fand sich kein Anhalt für eine kardiale Beteiligung im Sinne eines LGE.

Zusammenfassung: Bei unseren konsekutiv eingeschlossenen Patienten mit Erkrankungen aus dem rheumatoiden Formenkreis zeigt sich eine ganz unterschiedliche Prävalenz in den Subgruppen ANCA-positive Vaskulitiden, „Andere Vaskulitiden“, Kollagenosen und Rheumatoide Arthritis. Die höchste Prävalenz (38-83%) zeigte sich bei Vaskulitiden, wobei Kollagenosen (8%) und Patienten mit Rheumatoider Arthritis (0%) nach unserer Definition eine geringe Prävalenz einer kardialen Beteiligung aufzuweisen scheinen.

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