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Deutsche Studie: Depressive Herzkranken fehlt das schützende Stresshormon Cortisol

Vom 11. – 14. April 2012 findet in Mannheim die 78. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) statt

Menschen mit koronarer Herzerkrankung (KHK) empfinden zwar unter Stress die Belastung deutlich, allerdings kommt es bei  ihnen zu einer verminderten Ausschüttung des Stresshormons Cortisol, das auch eine entzündungshemmende Wirkung hat. Dieser „Hypocortisolismus“ wird durch das Vorliegen einer chronischen Depression noch deutlich verstärkt. Er könnte ein direkter Hinweis auf eine möglicherweise gesteigerte Entzündungs- und Immunantwort bei diesen Patienten sein, die das Fortschreiten einer KHK begünstigen könnte, heißt es in einer deutschen Studie. Die Ergebnisse könnten zu einer Erklärung beitragen, warum KHK-Patienten häufiger an Depressionen leiden als Gesunde, und umgekehrt Depression mit dem Fortschreiten der KHK oder dem Auftreten neuer Infarktereignisse assoziiert sind.

Mannheim, Samstag, 14. April 2012 – Menschen mit koronaren Herzerkrankung (KHK) haben unter mentalem Stress eine eingeschränkte hormonelle Stressreaktivität, obwohl sie die Stressbelastung deutlich empfinden. Es kommt bei ihnen zu einer verminderten Ausschüttung des „Stresshormons“ Cortisol, das auch eine entzündungshemmende und überschießende Immunreaktionen dämpfende Wirkung hat. Dieser „Hypocortisolismus“ wird durch das Vorliegen einer chronischen Depression noch deutlich verstärkt und hängt in seiner Ausprägung vom Schweregrad der Depression ab. Er könnte ein direkter Hinweis auf eine möglicherweise gesteigerte Entzündung und Immunantwort bei diesen Patienten sein, die das Fortschreiten einer KHK begünstigen könnte. Das berichtet Dr. Christiane Waller (Internistische Psychosomatik, Universitätsklinikum Ulm) auf der 78. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim.

Bei ihrer Untersuchung hatte Dr. Waller drei Teilnehmergruppen – 43 Herz-Kreislauf-Patienten mit und ohne Depressionen, sowie 11 gesunde Probanden – stressenden Situationen (freie Rede plus Rechentest vor einem Gremium) ausgesetzt. Stress und Angst wurden durch Fragebögen ermittelt, zusätzlich wurden mit Bluttests die Stresshormone Cortisol und ACTH (Adrenocorticotropes Hormon) gemessen.

Die depressiven Patienten waren signifikant mehr belastet und hatten mehr körperliche Beschwerden als die Patienten ohne Depression. Während das Plasma-ACTH keine signifikanten Unterschiede zwischen den drei Gruppen zeigte, war das Serum-Cortisol bei den Patienten mit Depression sowohl in Ruhe als auch kurz nach mentalem Stress signifikant reduziert im Vergleich zu den gesunden Probanden. Das Serum-Cortisol korrelierte negativ mit der Depression und der Angst sowohl in Ruhe als auch zum Zeitpunkt des maximalen Stresses.

Der Hintergrund der Studie: Patienten mit KHK leiden signifikant häufiger an einer Depression als Gesunde. Es ist bekannt, dass das Vorkommen einer Depression mit dem Fortschreiten der KHK oder dem Auftreten neuer Infarktereignisse assoziiert ist. Akute Depressionen sind mit einer verstärkten hormonellen Stressantwort verbunden, die sich u.a. in einem Anstieg der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-(HPA)-Achsen-Reaktivität ausdrückt. Chronische Depressionen zeigen jedoch unter Stress eine reduzierte basale ACTH und Cortisol-Sekretion sowie eine verminderte Suppression von Cortisol im Dexamethason-Hemmtest. Ziel dieser experimentellen Studie war die Untersuchung der akuten Stressreaktivität von KHK-Patienten in Abhängigkeit vom Grad der Depression.

Quelle: Depressionen bei Patienten mit einer koronaren Herzerkrankung führen unter mentalem Stress zu eingeschränkter hormoneller Stressreaktivität trotz subjektiv empfundener Stressbelastung: C. Waller, J. Höch, U. Hoppmann, D. Pokorny, H. Gündel

 

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